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Börsen-Zeitung: Im Griechgang

Archivmeldung vom 22.09.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In Europa gibt es bereits einen Favoriten für die Floskel des Jahres 2011: "Griechenland sagt weitere Maßnahmen zu." In schöner Regelmäßigkeit ist der Satz zu hören, obwohl er im Grunde jeden nachrichtlichen Kern verloren hat und doch eine Menge aussagt über den Verlauf der Aktion Euro-Rettung.

Wohl kaum jemand hat sich vorgestellt, dass die routinemäßige Überprüfung der Fortschritte in Griechenland rasch zu einem masochistischen Ritual werden würde. Genau das aber ist geschehen. Wenn die Troika in Athen anrückt, sind ihre ersten Eindrücke ernüchternd bis erschreckend. Dann folgen Drohungen, Mahnungen, Erpressungen. Und nach allerlei Nachverhandlungen, Sondersitzungen und Telefonkonferenzen heißt es: "Griechenland sagt weitere Maßnahmen zu."

Gewiss, Sparbeschlüsse und Reformen fallen schwer und kosten Zeit. Aber die Troika-Besuche in Irland und Portugal zeigen: Es ist kein Naturgesetz, dass sich ein Land trotzdem nur auf unermüdlichen Antrieb hin und dann auch nur ganz langsam bewegt. Athen befindet sich im Kriechgang - und seine Partner verlieren die Geduld.

Zwar gilt es als recht wahrscheinlich, dass die strittige Hilfstranche von 8 Mrd. Euro freigegeben wird. Aber die Stimmung ist mittlerweile so eingetrübt, dass sich die Griechen bei der nächsten Prüfung nicht mehr leisten können, die Geduld ihrer Partner so auf die Probe zu stellen wie dieses Mal. Ohnehin kaufen die Helfer mit den Tranchen vor allem Zeit für Irland, Portugal und Italien, und erst in zweiter Linie für Hellas. Iren und Portugiesen ist es immerhin zuletzt gelungen, sich wieder etwas aus dem Blickfeld der Märkte herauszubewegen.

Leider hat sich die Risikolage insgesamt dadurch nicht verbessert. Denn alle Achtungserfolge von Iren und Portugiesen werden durch den Leichtsinn und die Unglaubwürdigkeit der italienischen Regierung konterkariert, die das Land näher an den Abgrund geführt hat. Schon werden unter Ökonomen und Politikern der Eurozone Rufe nach einer Technokraten-Regierung in Rom laut, die wieder den Glauben vermitteln kann, dass dem Land die Befreiung aus der Krise gelingt. Denn während Griechenland sich womöglich noch eine Weile von einer Troika-Prüfung zur nächsten hangeln könnte, ist Italiens Volkswirtschaft zu schwergewichtig, als dass sich das Land immer erst dann bewegt, wenn nichts mehr anderes geht. Für Euroland wäre es daher fatal, wenn Italien dem griechischen Kriechgang folgt und sich auf die Strategie der weiteren Maßnahmen verlässt.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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