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Börsen-Zeitung: Ran an die Aktionäre

Archivmeldung vom 21.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn der "Cash Call" ertönt, ducken sich die Investoren in der Londoner City. Die Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht war in den letzten Jahren eine von Investoren so ungern gesehene Form der Unternehmensfinanzierung, dass börsennotierte Adressen einen weiten Bogen um sie machten. Angesichts boomender Aktienmärkte und billigem Fremdkapital gaben eigentlich nur Sanierungsfälle Anlass für die verpönte "Rights Issue".

Binnen weniger Wochen aber hat sich die Szenerie - so scheint es - völlig verändert. Es hagelt förmlich Ankündigungen zum Teil riesiger Kapitalerhöhungen. Seit April haben britische Adressen Mittelbeschaffungswünsche über mehr als 20 Mrd. Pfund angemeldet, etwa so viel wie in den letzten zehn Jahren zusammengenommen.

    Das Gros der Transaktionen mag aus dem Bankenlager kommen, allein die Royal Bank of Scotland hat 12 Mrd. Pfund zur Pflege der angegriffenen Eigenkapitalrelationen erbeten. Nun aber tritt mit Imperial Tobacco ein ganz und gar nicht krisengeschütteltes Unternehmen an, um eine größere Akquisition mit dem Kniefall vor den Investoren zu finanzieren. Diese zeigen sich zwar nur maßvoll verärgert, weil die Ablösung einer hohen Verschuldung mit Blick auf die gegenwärtigen Fremdfinanzierungskonditionen als vernunftgeleitete Maßnahme angesehen werden kann. Außerdem haben sie die strategische Ratio des Erwerbs der Altadis begrüßt. Es herrscht dennoch Verwirrung. Man muss sich wohl erst daran gewöhnen, dass die "Rights Issue" nicht zwangsläufig das Paniksignal eines Kapitalmarktteilnehmers darstellt, der sich vergaloppiert hat. Dazu passen allerdings die hohen Abschläge beim Bezugskurs nicht so recht. Sie liegen bei Imperial Tobacco mit über 40% genauso hoch wie bei den Banken.

    Was die Aktionäre ärgerlicher stimmen sollte, ist, dass die Kapitalerhöhungen trotz hoher Abschläge ein volles Underwriting durch Investmentbanken genießen. Diese verdienen sich an der Übernahme eines praktisch nicht existenten Risikos eine goldene Nase. Was kann bei der Platzierung von neuen Titeln schief gehen, wenn der Bezugskurs mehr als 40% unter dem aktuellen Niveau liegt? Zumindest für die ultrastabile Tabakbranche darf man diese Frage wohl stellen. Die Antwort liefert wohl nur die Kreditkrise. Es ist der Lohn der Angst, den die Banken von den Eigenkapitalsuchenden einstreichen.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Norbert Hellmann)

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