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Westdeutsche Zeitung: Halbfinale Deutschland - Türkei

Archivmeldung vom 24.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kein Zweifel, da ist Musik drin: Wenn im ersten Halbfinale der Europameisterschaft morgen Abend Deutschland und die Türkei aufeinandertreffen, dann geht es nicht nur um Fußball. Die deutschen Fans wollen das Sommermärchen von 2006 wieder aufleben lassen.

Zum zweiten Mal dürfen wir im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer unverkrampft Nationalstolz zeigen, wo in vergangenen Jahrzehnten nur reine Fußballbegeisterung erlaubt zu sein schien. Für die rund 2,5 Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland ist dieses Spiel freilich viel mehr. Es ist das Ventil für einen gelebten und in Teilen auch aufgezwungenen Minderwertigkeitskomplex. Elf Fußballspieler sollen den Deutschen zeigen, dass die Türkei nach Europa gehört, dass sich muslimische Sportler ebenso fair verhalten wie Christen oder Ungläubige, dass die Türken in diesem Land keine Menschen zweiter Klasse sind. Der Rucksack der Erwartungen ist zum Bersten gefüllt. Entsprechung steigt von Tag zu Tag die Fieberkurve der Sorgen und Ängste, die mit diesem Fußballfest verbunden werden. In Oberhausen wurde schon eine öffentliche Party abgesagt. Eine typisch deutsche Reaktion, für die wir uns schämen sollten. Es gibt überhaupt keine Anzeichen dafür, dass es zu Ausschreitungen kommen wird. Da birgt mancher Drittligakick, bei dem sich gewaltbereite Hooligans zum programmatischen Schlagen verabreden, mehr Gewaltpotenzial. Die türkischen Fans haben sich dagegen bisher als mustergültig erwiesen. Keine andere Gruppe ist mit so vielen Doppelbeflaggungen an ihren Autos unterwegs. Und bei den vergangenen Korsos stand der Enthusiasmus der deutschen Fans dem der jungen Türken in nichts nach. Freuen wir uns einfach auf ein großes Fußballfest, bei dem die Mannschaft mit dem größeren Herzen gewinnen möge. Wenn wir Glück haben, schreiben Millionen deutsche und türkische Fans morgen Abend Integrationsgeschichte. Sport ist schließlich ein Gesellschaftsspiel. In seinen stärksten Momenten ist er nicht nur ein Abziehbild unseres Lebens. Er kann Entwicklungen vorwegnehmen. Es spricht einiges dafür, dass sich Deutsche und Türken an diesem Abend näher kommen können als in vielen Jahren zuvor. Nutzen wir diese Chance.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Friedrich Roeingh)

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