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Der Schatten von Jeff Bezos

Archivmeldung vom 04.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Als Jeff Bezos 1994 in Seattle einen Online-Buchladen mit dem Namen Amazon gründete, wurde er oft gefragt, was denn das Internet sei. Ein gutes Vierteljahrhundert später könnte Bezos die Frage so beantworten: Das Internet ist Amazon. Zumindest spielt Bezos' einstiges Start-up, das sich zu einem Weltkonzern mit einem gigantischen Börsenwert von fast 2 Bill. Dollar gemausert hat, schon länger eine dominierende Rolle in der Cyberwelt.

Das gilt für Verbraucher, die längst nicht mehr nur Bücher online bei Amazon bestellen, sondern auch von Amazon produzierte Filme "streamen" und die virtuelle Amazon-Assistentin Alexa morgens nach dem Wetter fragen. Es gilt auch für Unternehmen, die ihre Rechnerkapazitäten von Amazon mieten, in der Cloud. Amazon ist überall, und Bezos ist darüber zu einem der reichsten Männer der Welt geworden - ein Rockefeller unserer Tage. Jetzt hört Bezos auf, zumindest ein wenig. Er wird den Vorstandsvorsitz von Amazon an Andy Jassy übergeben, einen Mann der ersten Jahre, der im vergangenen Jahrzehnt das Cloud-Geschäft und damit die wichtigste Gewinnmaschine von Amazon aufgebaut hatte. Jassy arbeitete so eng mit Bezos zusammen, dass er schon mal als dessen "Schatten" bezeichnet wurde.

Der Zeitpunkt für den Stabwechsel ist klug gewählt. Amazon unterstrich mit dem Umsatzrekord im vierten Quartal ihre Ausnahmerolle. Der Konzern profitierte ein weiteres Mal von der Corona-Pandemie, deren Ausgangsbeschränkungen stationäre Wettbewerber besonders im Weihnachtsgeschäft hart trafen. Jassys Sparte erfreute sich gestiegener Nachfrage in einer zunehmend digitalen Geschäftswelt. Bezos kündigte den Rückzug auf der Höhe seines Erfolgs an, wie ein Boxer, der nach einem Weltmeistertitel abtritt.

Er wird sich wie schon in den Jahren vor der Pandemie stärker auf Sonderprojekte konzentrieren, die ihm wichtig sind, etwa auf sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin. Bezos hofft möglicherweise auch darauf, sich der Debatte um eine zu große Macht der Technologiekonzerne und den Ermittlungen der Kartellbehörden zu entziehen. Bei Anhörungen im Kongress wird in Zukunft wohl sein Nachfolger Jassy gegrillt. Aber Bezos wird noch eine Weile das Gesicht von Amazon bleiben. Als Executive Chairman, die Betonung liegt auf Executive, will sich Bezos auch als Vorsitzender des Verwaltungsrats offensichtlich nicht mit einer passiven Rolle bescheiden - abgesehen davon, dass er der größte Einzelaktionär ist. Es wird noch Jahre dauern, bis Jassy ganz aus Bezos' Schatten tritt.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Norbert Kuls

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