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BERLINER MORGENPOST: Kommentar zu Guttenberg

Archivmeldung vom 24.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es sind keine guten Tage für die Union. Nicht für ihre Politik, erst recht nicht für die Kanzlerin und ihren Verteidigungsminister. Sie haben eine Wagenburg errichten müssen, um ihren populärsten Mann zu verteidigen. Karl Theodor zu Guttenberg hat sich mit zwei großen Fehlern in eine - an bisherigen Maßstäben gemessen - unhaltbare Lage gebracht.

Der eine Fehler, das zumindest teilweise Erschleichen eines Doktortitels, liegt schon ein paar Jahre zurück. Mit etwas gutem Willen kann man daraus eine Jugendsünde konstruieren. Geschuldet vielleicht allzu großem Ehrgeiz und der männlichen Neigung, sich selbst noch ein bisschen wichtiger machen zu wollen, als man ohnehin schon ist. Guttenberg ist da kein Einzelfall. Wobei man fast ratlos bei der Frage bleibt, wie ein intelligenter Mann auf den Gedanken kommen kann, ausgerechnet die Einleitung der eigenen Doktorarbeit abzuschreiben. Die Uni machte gestern Abend das einzig Richtige: Sie erkannte Guttenberg den Doktortitel ab. Viel entscheidender aber für die missliche Situation ist der taktische Umgang des Verteidigungsministers zu Guttenberg mit der Wahrheit. Der Freiherr, keine Frage, hat die Menschen, seine Mitarbeiter, seine Wähler, auch seine Universität tagelang getäuscht. Er hat versucht, seine Jugendsünde zunächst klein zu reden. Seine Einsicht in die Notwendigkeiten war immer genau so groß, wie es der öffentliche Druck erforderte. Ein Eiertanz von zuweilen erstaunlicher Hybris, dessen negativen Gesamteindruck auch der kämpferische Auftritt des Ministers gestern vor dem Bundestag nicht verwischen konnte. Unterm Strich hat zu Guttenberg in diesen aufgeregten Tagen seine eigenen Maßstäbe, die bis heute auf seiner persönlichen Homepage nachzulesen sind, deutlich unterlaufen. "Prinzipienfestigkeit und Grundsatztreue" werden da genannt, "Verantwortung", die "Verpflichtung, Vertrauen, Gewissen" bedeute. Vertrauen? Gewissen? Wie mögen das zum Beispiel die Mitarbeiter seines Ministerium sehen in den kommenden Wochen und Monaten - von den Menschen an den zu schließenden Standorten oder auch den Hochschulen der Bundeswehr mal ganz zu schweigen. Guttenberg wird ihnen allen unbequem werden müssen bei der Umsetzung seiner umfangreichen Reformpläne. Wird er seinen Leuten dabei in die Augen gucken können? Ist er sich sicher, dass der von ihm entlassene Generalinspekteur Schneiderhan ihn damals "wissentlich" getäuscht hat bei der Berichterstattung über die Kunduz-Affäre? Und wie wird das sein mit dem "Gorch Fock"-Kommandanten Norbert Schatz? Welchen Maßstab legt zu Guttenberg in diesen Fällen an? "Politik braucht klare Werte." Auch dieser Satz findet sich auf der Homepage des Ministers. Es sind bürgerliche Werte, für die zu Guttenberg ja tatsächlich steht wie kein zweiter. Werte, die jetzt, die Bundestagsdebatte gestern hat das gezeigt, gekapert werden von der Opposition - auch von der Linken, ausgerechnet. Ehrlichkeit, Anstand. Feste Grundsätze, die sich eben nicht biegen lassen im Hin und Her der politischen Konjunkturen. Auf sie zu verzichten, rührt am Markenkern der Union. Ihr Verlust wird auf Dauer nicht zu ersetzen sein. Auch nicht durch noch so gute Umfragewerte.

Quelle: BERLINER MORGENPOST

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