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Börsen-Zeitung: Überraschende Dax-Stärke

Archivmeldung vom 23.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Unverhofft kommt oft. Nach einem enttäuschenden Jahr 2018 mit einem Minus von rund 18 Prozent hat der Dax in den ersten acht Wochen des laufenden Jahres einen Auftakt nach Maß hingelegt. Am Freitag kletterte der deutsche Standardwerteindex erstmals seit Anfang Dezember 2018 über die Marke von 11.500 Zähler.

Damit hat er seit Jahresbeginn um 9 Prozent zugelegt, seit dem am 27. Dezember erreichten Tief von 10.279 Punkten sogar 12 Prozent. Die in ihrem Ausmaß überraschende Rally inmitten eines Umfelds, das von zunehmenden Sorgen über die Aussichten für die Weltwirtschaft und die Unternehmensgewinne geprägt ist, verdeutlicht, wie stark die Aktienmärkte zuvor von dem Handelsdisput zwischen den USA und China gehemmt worden waren. Es sind vor allem die sich immer mehr verdichtenden Anzeichen dafür, dass sich die beiden größten Volkswirtschaften auf einen "Deal" einigen werden, die die Rally tragen. Hinzu kommt der Schwenk der amerikanischen Notenbank Fed hin zu einer weniger restriktiven Linie, der die Sorgen abklingen ließ, dass die Konjunktur durch zu viele Leitzinserhöhungen abgewürgt werden könnte.

Allerdings haben sich die fundamentalen Daten in den zurückliegenden Wochen verschlechtert. Die Prognosen für das globale Wachstum sind weiter zurückgeschraubt worden, insbesondere für den Euroraum und China. Hinzu kommt die alles andere als berauschende Berichtssaison der Unternehmen, die gerade in Deutschland zu wünschen übrig lässt.

Als Folge hat der Markt seine Erwartungen an das Gewinnwachstum dieses Jahres deutlich zurückgeschraubt. Im Falle des aggregierten Gewinns je Aktie des Dax ist die Konsensprognose seit Jahresbeginn um rund 4,5 Prozent gesunken, seit Oktober sogar um nahezu 10 Prozent. Wie lange und wie hoch kann der Aktienmarkt unter diesen Voraussetzungen noch steigen, selbst wenn es zu einer Einigung im Handelskonflikt und eventuell zu einer verträglichen Lösung auch für den Brexit kommt?

Angesichts der gegensätzlichen Impulse verwundert es kaum, dass Strategen diese Frage sehr unterschiedlich beantworten. Zu den Optimisten zählt die Helaba. Ihrer Meinung nach weisen deutsche und europäische Aktien auch nach dem Anstieg der zurückliegenden Woche noch ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis auf. Das Institut, das den Dax im zweiten und dritten Quartal bei 12.700 und 13.000 Zählern erwartet, glaubt, dass der Schwenk der Fed bereits in den Kursen enthalten ist, und betont, dass Aktienengagements derzeit auch eine Wette auf einen positiven Ausgang der Handelsgespräche sind. Es geht jedoch von einer in den nächsten Quartalen wieder anziehenden Wachstums- und Gewinndynamik aus. Aktien liefen der Wirtschaftsentwicklung erfahrungsgemäß rund ein halbes Jahr voraus und entwickelten im Vorfeld konjunktureller Wendepunkte die höchste Dynamik. Erste Anzeichen für eine Bodenbildung der konjunkturellen Frühindikatoren habe zuletzt der dritte Anstieg der ZEW-Erwartungskomponente in Folge geliefert. Bei den Unternehmensgewinnschätzungen habe die Abwärtsdynamik zuletzt schon etwas nachgelassen.

Ganz anders fällt die Lagebeurteilung der Commerzbank aus, die zum Wochenschluss erklärte, wieder ins "Dax-Bärenlager" zurückgekehrt zu sein. Das Institut hält den Aktienmarkt für ausgereizt und erwartet eine Konsolidierung. Der Dax wird sich seiner Einschätzung nach in den nächsten Monaten größtenteils in einer Bandbreite zwischen 10.200 und 11.400 Punkten bewegen. Viele Einflussfaktoren hätten sich seit Oktober stark eingetrübt. Die Bank rät dazu, Kursgewinne nach einem eventuellen Deal im Handelskonflikt zum Abbau von Positionen zu nutzen.

Neben den deutlich gesunkenen Unternehmensgewinnerwartungen verweist die Commerzbank auf abnehmenden monetären Rückenwind. Anders als 2016 sei Chinas Notenbank bisher nicht in der Lage gewesen, das Wachstum der Geldmenge M1 wieder abzuschieben. Die Autokäufe hätten im Januar 16 Prozent unter Vorjahr gelegen, eine Schwächung, die nach Meinung des Instituts bei 0 Prozent Geldmengenwachstum anhalten könnte.

Ferner sei die flache US-Zinsstrukturkurve zu einem Bärenfaktor für Aktien geworden und habe sich auch das Geldmengenwachstum in den USA auf 2 Prozent abgeschwächt. Zudem verweist die Bank auf die Anlegerstimmung. Der VDax sei von 25 auf 15 gefallen, und das Verhältnis von Aktienverkauf- zu Aktienkaufoptionen sei in den USA wieder von 1,2 auf 0,9 gesunken. Dieser frische Optimismus mahne zur Vorsicht.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christopher Kalbhenn

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