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Börsen-Zeitung: Angst vor der Fed

Archivmeldung vom 05.01.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.01.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

So haben sich die Börsianer diesseits und jenseits des Atlantiks den Jahresauftakt sicherlich nicht vorgestellt. Bis einschließlich Donnerstag, also inklusive der herben Verluste, die die Apple-Umsatzwarnung ausgelöst hat, büßte der Dow Jones 2,8 Prozent ein und der wichtigste US-Benchmarkindex S&P 500 rund 2,5 Prozent. Dies summiert sich zum schlechtesten Start in ein neues Börsenjahr seit 2000.

Es gibt also gewissermaßen einen nahtlosen Anschluss an das Aktienjahr 2018, das nach Einschätzung der DZ Bank ein Jahr voller Negativrekorde gewesen ist. Die Marktkapitalisierung der Weltbörsen sei 2018 seit dem Hoch vom 26. Januar um mehr als 14 Bill. Dollar geschrumpft. US-Aktien allein büßten seit ihrem 2018er Hoch rund 5 Bill. Dollar an Kapitalisierung ein. 2018 ist laut DZ Bank auch das erste Jahr seit 1994 gewesen, in dem Bargeld mehr Ertrag einbrachte als Aktien und Anleihen.

Zwar hat sich das Kursniveau am Freitag deutlich erholt. Dabei könnte es sich allerdings um eine lediglich technisch bedingte und damit kurzlebige Erholung handeln, die von einigen wenigen positiven Nachrichten wie der Senkung der Reservesätze durch die chinesische Notenbank und dem besser als erwartet ausgefallenen Monatsbericht vom US-Arbeitsmarkt herbeigeführt wurde. Zahlen vom Arbeitsmarkt sind stets ein nachlaufender konjunktureller Indikator.

Ausgelöst wurde die Misere zuvor dadurch, dass Apple-Konzernchef Tim Cook in seiner Warnung ausdrücklich auf eine schwache Nachfrage in China verweist - die bedeutendste Volkswirtschaft Asiens stand auch vorher schon wegen der zu beobachtenden konjunkturellen Abschwächung unter verschärfter Beobachtung der Marktteilnehmer. Hinzu kommt, dass sich die Frühindikatoren auch für die US-Volkswirtschaft eintrüben: Der am Donnerstag veröffentlichte US-Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie kam deutlich schwächer herein als erwartet.

Nun müsste die Lage bei dem kalifornischen Konzern die Marktteilnehmer nicht unbedingt in Depressionen stürzen. Apple steht längst nicht mehr an vorderster Front des technologischen Fortschritts. Es handelt sich bei dem Unternehmen inzwischen um einen überbewerteten und unbeweglichen Riesen, der in reifen Märkten wie Personal Computer und Smartphones tätig ist. Während sich die Apple-Zulieferer zu Recht große Sorgen machen, könnte es in anderen Bereichen der Technologiebranche nach wie vor deutlich positiver aussehen - auch wenn dies vielen Anlegern derzeit kaum zu vermitteln ist.

Schwerer wiegt, dass sich das konjunkturelle Umfeld weltweit eintrübt, während die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) an ihrer Politik der Zinserhöhungen festhält - wenn auch in einer mittlerweile abgeschwächten Form: Per Ende 2020 sehen die Mitglieder des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses der Fed den Leitzins im Schnitt nur noch bei 3,1 Prozent. Möglicherweise muss die Fed den Versuch der Normalisierung der Geldpolitik aber auch gänzlich abbrechen.

Am Donnerstag jedenfalls betrug die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen zeitweise weniger als der Mittelwert der aktuellen Zielgröße der Fed Funds Rate von 2,25 Prozent bis 2,5 Prozent bei etwa 2,4 Prozent. Das Szenario möglicher Zinssenkungen durch die Fed erscheint plötzlich nicht mehr abwegig. Gemäß Daten des US-Börsenbetreibers CME Group rechnen aktuell bereits 43 Prozent der Marktteilnehmer in den USA mit einer Zinssenkung bis Ende 2019. Dabei handelt es sich zwar nach wie vor um eine Minderheit, aber eine bedeutende und wachsende Minorität. Solange aber die Fed keine Bereitschaft für eine Kehrtwende erkennen lässt, werden sich die Anleger zurückhalten. Allerdings hat ihr Chairman Jerome Powell am Freitag, auf die Angst des Marktes eingehend, immerhin die Bereitschaft angedeutet, den Zinserhöhungskurs bei Bedarf anzupassen.

Im neuen Jahr hat es auch bereits eine prominente Kürzung der Prognose für den US-Aktienmarkt gegeben. Tobias Levkovich, US-Chefstratege für Aktien bei der Citigroup, hat sein Jahresendziel für den S&P 500 von 3100 Punkten auf 2800 Zähler zurückgenommen. Ausgehend vom aktuellen Niveau des US-Index würde das zwar noch auf einen recht stattlichen Anstieg von mehr als 11 Prozent im laufenden Jahr hinauslaufen. Die Herabstufung muss allerdings noch nicht das letzte Wort sein, da Analysten gemächliche Anpassungen ihrer Prognosen an die Realität bevorzugen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Dieter Kuckelkorn

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