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Börsen-Zeitung: Zielke liefert

Archivmeldung vom 09.02.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.02.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Aus Commerzbank-Chef Martin Zielke wird vermutlich kein Rockstar mehr. Aber vielleicht muss man eine Bank in diesen Zeiten auf eine Weise führen und repräsentieren, die mit "sachlich" und "unspektakulär" noch wohlwollend beschrieben ist. Selbstdarsteller an der Spitze von Großbanken, die ihr Haus und vor allem sich persönlich im Glanz vermeintlich toller Zahlen und Strategien erstrahlen ließen, hat man ja auch in Frankfurt schon genug kommen und gehen gesehen. In Erinnerung blieb vor allem die heiße Luft, die sie verbreitet haben.

Dann doch lieber ein solider Arbeiter, dessen vor Nüchternheit strotzende Ankündigungen sich nicht alsbald als ungedeckte Schecks erweisen. Zielke, seit Mai 2016 als Chef der Gelben im Amt, liefert. Zum Beispiel neue Kunden. Das geht wie anderswo das Brezelbacken. Arbeitstäglich hat die Commerzbank 2017 hierzulande, bei zuletzt nachlassender Dynamik, netto 2000 Privatkunden gewonnen. Solche Zahlen kannte man früher nur von der ING-DiBa. Die Akquisition kostet zwar erst mal Geld - 150 bis 250 Euro pro Nase -, aber nach 18 Monaten soll sich das Investment in Werbung und Begrüßungsgeld rechnen, und die Hausbankquote liegt bei hohen 50 Prozent. In Zeiten steigender Kontopreise gilt in Deutschland offenbar nicht mehr uneingeschränkt, dass eine Ehescheidung das wahrscheinlichere Ereignis ist als das Ende einer Bankbeziehung.

Die hohe Wechselbereitschaft eröffnet der Commerzbank prima Perspektiven. Lassen wir der Fantasie freien Lauf: Die neuen Kunden bringen 2018 Mehrerträge, auf der Zinsseite winkt eher Ent- als weitere Belastung, der Restrukturierungsaufwand von 808 Mill. Euro entfällt, die Risikovorsorge sinkt wie prognostiziert unter 600 Mill. Euro, das Schiffsportfolio ist fast bereinigt, die Kosten bleiben stabil - so sehen Gewinner aus. Da wäre sogar der Wegfall der außerordentlichen Erträge zu verschmerzen, die 2017 die schwarzen Zahlen retteten. Was gegen diesen schönen, von den Investoren mit viel Vorschusslorbeer honorierten Ausblick spricht: die Erfahrung, dass fast immer irgendetwas dazwischenkommt, wenn bei der Commerzbank einmal Anlass zur Hoffnung auf nachhaltig bessere Zeiten besteht.

Gleichwohl: Mit ihrem strategischen Umbau kommt die Commerzbank erkennbar schneller voran als das blaue Nachbarhaus. Das Technologieunternehmen gewinnt an Kontur. Apropos Technologieunternehmen: Zielke muss ja nicht gleich auftreten wie zum Beispiel ein John Legere von T-Mobile US. Aber bei aller soliden Arbeit: Ein bisschen mehr Glamour könnte dann doch nicht schaden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Wittkowski

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