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WAZ: Boxen bis zum Überdruss

Archivmeldung vom 22.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ring frei am Samstagabend. Mal ist die ARD auf Sendung, mal das ZDF, mal RTL. Stall Sauerland boxt gegen Stall Kohl - hier ein Russe namens Walujew, dort die promovierten Faustkämpfer Klitschko aus der Ukraine. Munter dabei sind auch die Frauen, deren Emanzipation in dieser sportspezifischen Disziplin vor allem vom Ehrgeiz, Engagement und den Erfolgen einer Regina Halmich vorangetrieben wurde.

Boxen bis zum Abwinken, bis zum Überdruss. Dargereicht in Mogelpackungen, von denen das Publikum eingewickelt wird. Obwohl kaum noch einer weiß, von welchem dieser zahlreichen Weltverbände der zum Super-Ereignis aufgeplusterte und mit großem Getöse angekündigte Titelkampf gerade ausgerichtet wird, hocken Millionen vor den Mattscheiben. So erreichte die ARD mit dem auf langweilige zwölf Runden gestreckten Duell zwischen Nikolai Walujew und Methusalem Evander Holyfield einen Marktanteil von 30,7 Prozent. Und Sauerland-Geschäftsführer Christian Meyer stellte deshalb fest: "Das schreit ja geradezu nach einem Rückkampf." Um Himmels willen, bloß das nicht. Denn wäre die Fernseh-Einschaltquote ein aussagekräftiger Beweis für Qualität, dann müsste es sich bei "Bauer sucht Frau" um anspruchsvolle, von Geist und Sinn und Intelligenz gefüllte Unterhaltung handeln. Doch es ist Klamauk - genau wie ein Großteil dieser Box-Produktionen, die selbst unter Beteiligung der Klitschko-Brüder zu einem überteuerten Jux ausarten. Denen ist, um es im Branchenjargon zu sagen, oft "Fallobst" vor die Fäuste gestellt worden, das sie gleichsam mit links abgeräumt haben. Zwar boxen die Klitschkos, zwei clevere Selbstvermarkter, und auch der unbeholfene Riese Nikolai Walujew in derselben Gewichtsklasse wie ein Muhammad Ali, doch sie boxen nicht auf einem vergleichbaren Level: Für Ali-Kämpfe haben Millionen von Fans rund um die Uhr die Wecker gestellt, um mitten in der Nacht live dabei zu sein. Doch bei Alis Pseudo-Nachfolgern schlafen sie ein. Hellwach sind nur die listigen, geldgierigen Manager, die mit reichlich Krampf jede Menge Kohle machen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Hans-Josef Justen)

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