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Westdeutsche Zeitung: Mit Schwans Kandidatur manövriert sich die SPD ins Abseits

Archivmeldung vom 27.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Gesine Schwan hätte besser für den SPD-Parteivorsitz kandidieren sollen. Die Präsidentin der Europa-Universität in Frankfurt/Oder bringt zumindest alles mit, was die Partei an Kurt Beck so schmerzlich vermisst: Einen politischen Kompass, eine überzeugende Rhetorik und einen entwaffnenden Humor.

Das sind zwar Eigenschaften, die zweifellos auch gute Voraussetzungen für das Amt des Bundespräsidenten sind. Je länger der Dauerwahlkampf um das Amt des unparteiischen Staatsoberhaupts dauern wird, umso schmerzhafter könnte die SPD-Kandidatin mit ihrer gewinnenden Art aber auch die Schwächen des eigenen Parteivorsitzenden offenlegen. Ein mittelbares Risiko, das Kurt Beck nach dem ersten gemeinsamen Auftritt gestern schon erahnen mag. Einstweilen aber strahlen die SPD und ihr Vorsitzender befreit. Nachdem in den vergangenen Tagen der Blick auf eine ausein-ander brechende Große Koalition die Debatten um Schwans Kandidatur bestimmt hatte, rückt endlich die Kandidatin und ihre überzeugende Erscheinung ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Der SPD, die geprügelt von Umfragetief zu Umfragetief stolpert, wird diese moralische Instanz ganz sicher gut tun. Den kardinalen strategischen Fehler, den die Partei mit der Gegenkandidatur zu Horst Köhler begangen hat, kann aber eine noch so brillante Kandidatin nicht auflösen. Die SPD wird den Makel nicht mehr los werden, entgegen ihren Beteuerungen doch auf ein rot-rot-grünes Bündnis in Deutschland zu setzen. Dieses Glaubwürdigkeitsproblem hat sich auch Gesine Schwan wie einen Virus eingefangen: Sie kann nicht gegen eine Koalition mit der Linkspartei sein - und sich doch von dieser wählen lassen. Da helfen auch keine dialektischen Verrenkungen. Machtpolitisch ist der neue Aufbruch der SPD ebenso fatal: Der CSU liefert sie eine Steilvorlage dafür, in einem bayerischen Lagerwahlkampf besser abzuschneiden als ihre miserable Form dies eigentlich zulässt. So könnte sich die erhoffte Mehrheit in der Bundesversammlung als Fatamorgana erweisen. Zudem treibt die SPD die FDP in die Arme der Union zurück. Die Bereitschaft der Liberalen zu einer Ampelkoalition ist mit der Kandidatur Schwans wieder auf den Nullpunkt gesunken.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Friedrich Roeingh)

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