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Die Leipziger Volkszeitung zur Grünen Woche

Archivmeldung vom 18.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mehr als GenussEs ist angerichtet: Auf der größten internationalen Schlemmermeile in Berlin darf wieder gesündigt werden. Dass die Gäste der Grünen Woche wegen der gestiegenen Preise in diesem Jahr für Lachshäppchen und Pilsener tiefer in die Tasche greifen müssen, dürfte dem Genuss kein Abbruch tun.

Wenn der private Konsum, wie von Wirtschaftsforschern prognostiziert, zum konjunkturellen Wachstum beiträgt, wird die Grüne Woche bisherige Millionen-Umsätze übertreffen. Denn Essen ist eine ausgesprochen konsumorientierte Privat-Angelegenheit. Aber auf der Lebenmittelmesse geht es um mehr als kulinarischen Genuss. Sie ist nicht nur Testfeld für Innovationen in der Nahrungsmittelbranche, sondern genauso agrarpolitisches Stelldichein. Wie in Davos für die Wirtschaft werden in Berlin die Weichen für die Agrar- und Ernährungswirtschaft gestellt. Die wachsenden Nachfrage nach Lebensmitteln aus Schwellen- und Entwicklungsländer, knappe Ernten durch klimatische Veränderungen und der globalisierte Handel sind einige Herausforderungen an Erzeuger, Verarbeiter und den Lebensmittelhandel, die künftig gemanagt werden müssen. Die Tortilla-Krise in Mexiko hat gezeigt, wie sensibel Agrar-Prozesse im 21. Jahrtausend geworden sind Die boomende Nachfrage nach Biosprit in den USA hatte im vorigen Jahr die Maispreise des mittelamerikanischen Nachbarn derart in die Höhe getrieben, dass der tägliche Fladen für viele Familien unerschwinglich wurde. Der Hunger ging soweit, dass die Mexikaner bereit waren, ihr Jahre lang gehütetes Verbot gentechnisch veränderter Maispflanzen zu opfern. Derartige Engpässe sind in Europa momentan nicht zu beobachten. Im Gegenteil: Die große Koalition hat mit der Besteuerung von Biodiesel der noch jungen Herstellerbranche gerade einen Wachstumsdämpfer verpasst. Aber die Förderung nachwachsender Rohstoffe könnte durchaus dazu führen, dass es zu einer Nutzungskonkurrenz von Flächen kommt - für den Anbau von Energiepflanzen oder Agrarprodukten. Zudem kann niemand voraussehen, ob der Nachfrageboom nach Lebensmitteln die ablehnende Haltung vieler EU-Staaten gegenüber der Gentechnik nicht ins Wanken bringt. Experten prognostizieren nämlich, dass im nächsten Jahrzehnt die Kosten für Agrargüter um bis zu 50 Prozent steigen werden. Deutschland erzittert bereits bei drei Prozent höheren Preisen für Lebensmittel. Aber genau da kann der Verbraucher Verantwortung übernehmen. Denn für sichere und unverfälschte Lebensmittel sind nicht nur die Erzeuger in der Pflicht. Faire Preise schaffen ebenfalls die Voraussetzung, dass hochwertig produziert werden kann. Außerdem braucht die Branche zuverlässige Rahmenbedinungen. Diese müssen auf der Grünen Woche von den Agrarmistern ausgehandelt werden. Denn sollte EU-Kommissarin Marianne Fischer-Boel die Beihilfen für große Landwirtschaftsbetriebe kürzen, wird nicht nur den ostdeutschen Bauern der Bissen im Halse stecken bleiben.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Birgit Schöppenthau)

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