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Börsen-Zeitung: Rekord des Dax ist realistisch

Archivmeldung vom 21.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Statistik-Fans unter den Aktieninvestoren müssen sich beeilen. Denn es bleibt ihnen nur noch etwas mehr als eine Woche Zeit, um sich, getreu der Devise "Sell in May and go away", von ihren Beständen zu trennen. Man muss allerdings nicht unbedingt den statistisch belegten Saisoneffekt bemühen, um sich auszurechnen, dass der Aktienmarkt in den nächsten Wochen zumindest keine größeren Geländegewinne machen wird.

Neben der sich anbahnenden Sommer-Lethargie spricht nicht zuletzt die Tatsache dagegen, dass der Markt eine sehr starke Entwicklung gezeigt hat. Seit dem Tief vom März 2009 hat der Dax um bis zu rund 110% zugelegt. Damit erlebt der deutsche Aktienmarkt eine seiner bislang stärksten Haussen.

Zudem hat der Aktienmarkt derzeit mit einem ganzen Strauß an Belastungsfaktoren zu kämpfen, die in nächster Zeit für Irritationen sorgen und den Index drücken könnten. Dazu zählt nicht zuletzt das Schuldendebakel in der Peripherie des Euroraums, in dem sich mit Griechenland - alle Versuche, die Lage schöner darzustellen, als sie ist, können nicht darüber hinwegtäuschen - die erste Staatspleite anbahnt. Nicht besser wird die Lage dadurch, dass Europa nicht allein gelassen wird, sondern in puncto unsolider Staatsfinanzen jenseits des Atlantiks einen würdigen Partner findet. Die USA haben die zulässige Verschuldungsobergrenze überschritten und können den Ausfall nur dank Ausnahmen und Notlösungen noch ein paar Wochen hinausschieben.

Zwar werden sich Republikaner und Regierung sehr wahrscheinlich noch auf eine Limit-Anhebung einigen. Bis Anfang August haben sie dafür Zeit, und keine der beiden Seiten wird am Ende als der Schuldige eines Finanzdesasters am Pranger stehen wollen. Aus Sicht der Aktienmärkte ist jedoch entscheidend, dass das Thema in den nächsten Wochen für erhebliche Irritationen sorgen kann. Das Gleiche gilt für das Ende der Staatsanleihekäufe. Ende Juni läuft QE2, das Anleihenkaufprogramm der US-Notenbank Fed, aus. Zwar wird die Fed die Mittel, die bei Fälligkeit von Anleihen ihres Bestands frei werden, am Bondmarkt reinvestieren. Insgesamt wird sie jedoch als sehr großer Nachfrager am Treasury-Markt wegfallen. Damit gehen Befürchtungen einher, dass die Renditen am Staatsanleihenmarkt deutlich anziehen werden.

Steigende Inflationsraten, anziehende Rohstoffpreise, der restriktivere geldpolitische Kurs in den großen Schwellenländern und die in den Industrienationen zaghaft beginnende monetäre Wende verstärken den Eindruck, dass die Aktienmärkte und andere Risiko-Assets vor unruhigeren Zeiten stehen könnten. Der heftige Einbruch der Rohstoffmärkte ist möglicherweise eine Art Vorbote.

Mehr als eine vorübergehende Pause der Rally bzw. Korrektur zeichnet sich aber nicht ab. Vielmehr sprechen die nüchternen Fakten immer noch dafür, dass das Potenzial des Aktienmarktes eindeutig aufwärts gerichtet ist. Auch in den kommenden Wochen wird der Markt Irritationen letztlich überwinden, so wie er das z.B. nach der Erdbebenkatastrophe getan hat. Die fundamentale Basis der Rally ist nämlich intakt. Nach wie vor steigen die Unternehmensgewinne deutlich und übertreffen die Erwartungen. Dabei sind die Bewertungen niedrig. Auf Basis der Konsensschätzungen für das nächste Jahr liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax sogar im einstelligen Bereich. Hinzu kommen die anhaltend üppige Liquidität und der Mangel an Anlagealternativen.

Da ein baldiges Ende dieses konstruktiven Umfelds derzeit nicht abzusehen ist, spricht vieles dafür, dass der Dax im Verlauf der zweiten Jahreshälfte deutlicher über 7500 steigt und die Schwelle von 8000 Punkten anpeilen wird. Auch ein Anstieg über den bisherigen Rekord von 8152 Zählern vom Juli 2007 ist vor diesem Hintergrund eine absolut realistische Perspektive. Das sollte allerdings nicht dazu verführen, die rosa Brille aufzusetzen. Vielmehr müssen solche Markthöhen dann kritisch überprüft werden. Die Kurse werden eine extrem gute Unternehmensgewinnentwicklung und möglicherweise auch ein höheres Bewertungsniveau enthalten. Unter solchen Umständen haben sich in der Vergangenheit - wie rückblickend erkennbar ist - attraktive Gelegenheiten zum Verkauf von Aktienpositionen ergeben. Die besten Kaufgelegenheiten werden durch den nächsten Schub jedenfalls nicht geschaffen. Das geschah vielmehr vor mehr als zwei Jahren, als die Angst vor dem Zusammenbruch des Finanzsystems und der Weltwirtschaft den Dax bis auf Tiefen von rund 3600 Punkten drückte.

Quelle: Börsen-Zeitung

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