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Westdeutsche Zeitung: Feuchte Augen und eine Forderungs-Spirale

Archivmeldung vom 18.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zeitlich gesehen gewann Angela Merkel den Wettbewerb, wer am besten Opel rettet, um Stunden. Sie traf sich schon nachmittags mit wichtigen Leuten des Konzerns. SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier hingegen musste mit Betriebsräten vorlieb nehmen und kam erst abends zum Zuge.

Doch immerhin trieben die beiden die Eile nicht so weit, dass sie gestern weitere unüberlegte Versprechungen machten, die sie womöglich später bereuen würden. Längstens bis Weihnachten bleibt jetzt Zeit zur Besinnung. Diese Wochen sollten die Politiker nutzen. Denn im Augenblick ist die Stimmung rund um Opel viel zu aufgeheizt. Mit feuchten Augen erinnern viele an den früheren Opel Kadett als Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls. Solch eine tolle Marke darf doch nicht sterben! Und natürlich sind die 25 000 direkt bei Opel Tätigen und noch viel mehr Arbeitnehmer, die bei den Zulieferern um ihre Existenz zittern müssen, ein starkes Argument. Da muss der Staat doch einfach helfen, sagen viele. Wer hingegen in dieser Atmosphäre zur Vorsicht mahnt, läuft rasch Gefahr, als herzlos zu gelten. Schade, denn deshalb wagen sich nur wenige Mahner aus der Deckung. Am ehesten tun dies noch jene, die die exemplarische Wirkung einer Opel-Unterstützung bemängeln und befürchten, dass andere Autobauer und andere Wirtschaftszweige ähnliche Forderungen stellen würden. Doch das wäre nur der Anfang. Logische Folgefragen: Warum sollte der Staat nur Großunternehmen unterstützen? Warum sollte der Autozulieferer und auch der kleine Autohändler, der seine Wagen höchstens noch mit riesigen Rabatten verkaufen kann und dessen Werkstatt schlecht ausgelastet ist, nicht ebenfalls Hilfen verlangen? Gleiches gälte auch hier für andere Branchen. Eine unfassbare Forderungs-Spirale käme in Gang, an deren Ende ein Wechsel unseres Wirtschaftssystems hin zu viel staatlicher Lenkung stünde. Das wäre das Ende der freien Marktwirtschaft - und nichts weniger. Staatshilfen für Opel wären also extrem gefährlich. Zudem ist damit langfristig einem Unternehmen und seinen Mitarbeitern nicht geholfen. Wirksamer wäre, Autos zu entwickeln, die sich auch künftig auf dem Weltmarkt gut verkaufen. Und das klappt nur in einem freien System.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Martin Vogler)

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