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Börsen-Zeitung: Drum prüfe, wer sich bindet

Archivmeldung vom 07.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer heiraten will, sollte sich das gut überlegen. Commerzbank und Dresdner Bank scheinen den Ratschlag aus Friedrich Schillers "Lied von der Glocke" gerade exemplarisch zu beherzigen. Mindestens seit Juni schauen sich die beiden potenziellen Partner tiefer in die Augen bzw. Bücher.

Doch je länger die Sondierungen über einen Zusammenschluss der zweit- und der drittgrößten privaten Geschäftsbank Deutschlands dauern, desto weniger mag man an eine erfolgreiche Vereinigung glauben.

Für das gründliche Abwägen des Für und Wider eines solchen - schon im Jahr 2000 nicht zustande gekommenen - Zusammenschlusses gibt es gute Gründe. Die seit zwölf Monaten schwelende Finanzmarktkrise bietet nicht gerade ideale Fusionsbedingungen. Welche Bewertungsrelationen sind denn angemessen? Noch beim letzten Anbahnungsversuch vor gut acht Jahren wäre die Dresdner Bank der dominante Partner gewesen, doch die Vorzeichen haben sich seitdem geändert.

Wie dem aktuellen Zahlenwerk der Commerzbank zu entnehmen ist, musste das durch die Eurohypo-Übernahme 2005 nach Bilanzsumme zur Nummer 2 aufgestiegene Institut im Zuge der aktuellen Krise bisher Belastungen von fast 1 Mrd. Euro verkraften. Die Dresdner Bank lag schon Ende des ersten Quartals bei über 2 Mrd. Euro.

Doch unklar ist, wie lange die Turbulenzen andauern und welche Neubewertungen von zum Beispiel verbrieften Immobilienkrediten noch erforderlich werden. Im August 2008, kurz nach der dramatischen Rettung der über die US-Subprime-Hypothekenkrise in Existenznot geratenen IKB, kalkulierte die Commerzbank mit einer Ergebnisbelastung von 80 Mill. Euro aus ihrem 1,2 Mrd. Euro großen Subprime-Portfolio. Ein Jahr später haben sich die Belastungen glatt verzehnfacht. Schon solche gravierenden Unwägbarkeiten lassen Bewertungsprüfungen für eine Fusion zu einem Hasardspiel werden.

Eine Wachstumsgelegenheit wie die Dresdner Bank wird die Commerzbank aber so schnell nicht wieder finden. Wie schwer wiegen also die Risiken der Dresdner Bank, etwa bei US-Anleiheversicherern? Zwar langsamer, aber wachsen könnte die Commerzbank auch gut allein, wie das erste Halbjahr 2008 gezeigt hat. Wie sagte schon der Dichter: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet." Hinzuzufügen wäre: Ob sich nicht noch was Bessres findet.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Carsten Steevens)

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