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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Fußball-Weltmeisterschaft

Archivmeldung vom 12.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In der Werbung verteidigen die Schweizer vehement die Urheberschaft für ein Hustenbonbon. Während der WM in Südafrika konnte man den Eindruck gewinnen, ein ganz bestimmter Schweizer hätte auch den Fußball erfunden. Doch so unsicher es ist, dass England das Mutterland ist, so klar ist, dass Josef »Sepp« Blatter nicht die Vaterschaft beanspruchen kann. Hervorgebracht hat der Schweizer nur das Gigantische, das Sterile, das Größenwahnsinnige. Denn, vielleicht haben Sie es gemerkt, in Südafrika wurde gar nicht Fußball gespielt, sondern Fifa.

Oder warum sonst wurde immer von der Fifa-WM gesprochen? Auf die Idee, Olympische Spiele in IOC-Spiele umbenennen zu lassen, wird hoffentlich keiner kommen. Wer den mächtigsten Mann des Fußballs verstehen will, muss sich nur die Zentrale in Zürich anschauen. Auf dem 44 000 Quadratmeter großen Areal wurden fünf Geschosse in die Tiefe und zwei in die Höhe gebaut. Allein die Fassade mit einem futuristischen Netz verschlang 250 Tonnen Stahl und 500 Tonnen Glas. 160 Millionen Euro kostete das Vergnügen, den 208 nationalen Verbänden (270 Millionen Mitglieder) ein Verwaltungs-, Kongress- und Ausbildungszentrum vom Allerfeinsten zu bescheren. Blatters Schreibtisch in der Schaltzentrale soll den Gegenwert eines großzügigen Einfamilienhauses in Ostwestfalen-Lippe darstellen. Auch die Versprechen (ähnlich wie bei Olympia), durch den Fußball würden Brücken gebaut, Probleme überwunden, ist Unfug. Ein kleines Gedankenspiel: Hätte die südafrikanische Regierung die Milliarden direkt investiert, wären die Probleme am Kap der Guten Hoffnung sicher geringer. So musste der Rand den weiten Weg in die Schweiz nehmen, wo er allerdings nicht durch ein Übermaß an Steuern reduziert wird (die Fifa zahlt auch nicht gerne im Veranstaltungsland den dort üblichen Steuersatz), um dann vielleicht wieder zurückzufließen, es sei denn, die Fifa und ihr Chef wollen die Zentrale aufstocken. Angesichts des angeblich großen sozialen Engagements bleibt eine Frage: Warum wurde keine Aids-Vorsorge-Kampagne initiiert? 5,7 der rund 48 Millionen Südafrikaner tragen das HIV-Virus in sich. Präsident Jacob Zuma sagt mittlerweile zwar, er wisse auch, dass Duschen nicht gegen Aids helfe, doch die Plattform Fußball-Weltmeisterschaft hätte geholfen, die große Ignoranz gegenüber diesem Thema in allen Schichten der Gesellschaft zu minimieren. Die Südafrikaner sind zurecht stolz, dass die erste sportliche Großveranstaltung auf afrikanischem Boden problemlos verlaufen ist. Doch ab heute herrscht wieder grausame Normalität. Seit der vergangenen Woche flüchten schon wieder massiv Ausländer in die Nachbarländer, weil sie um ihr Leben fürchten. Die Kriminalität wird wieder steigen, die Townships bleiben heruntergekommen, die Folgekosten der Stadiengiganten unkalkulierbar. Die Fifa und ihren Schweizer Chef interessiert das alles nicht mehr: Sie haben es ja nicht erfunden.

Quelle: Westfalen-Blatt

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