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WAZ: Debatte um die Todesstrafe Beendet die Barbarei!

Archivmeldung vom 17.11.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sie werden erhängt, erschossen oder mit Gift zu Tode gespritzt. Sie sterben auf dem "elektrischen Stuhl", werden gesteinigt oder enthauptet mit dem Schwert. Sie müssen sterben, weil sie einen anderen Menschen getötet, ein Auto gestohlen, den Präsidenten oder die Religion beleidigt oder die Ehe gebrochen haben: Der Phantasie und den Traditionen scheinen kaum Grenzen gesetzt in Absicht und Methode, Menschen "von Rechts wegen" das Leben zu nehmen.

Die Barbarei ist international - und wird dennoch für Gerechtigkeit gehalten: Mehr als 100 Staaten haben die Todesstrafe bisher nicht aus der Verfassung gestrichen. Was z.B. in Frankreich formell erst im Februar dieses Jahres (!) geschah. Als sei es an der Tagesordnung, wird das Urteil in den USA, im Irak, Iran und China vollstreckt. Und was Verklärer des SED-Regimes verdrängen: Noch 1981 fand ein Mensch per Gericht auf deutschem Boden den Tod.

Archaisch sind die Wurzeln, die der "Blutrache" entstammen; die es der Sippe eines Mordopfers erlaubten, Rache am Täter zu nehmen. Aktuell ist das, was bis heute als Rechtfertigung für Todesurteile gilt. Da erschöpft sich der Sühnegedanke in finaler Vergeltung. Da glaubt man, die Gesellschaft werde durch Auslöschung des Kriminellen am besten geschützt. Da hofft man, die härteste Härte des Gesetzes werde potenzielle Täter abschrecken. Das alles glaubt man, obwohl man doch weiß, dass ein Justizirrtum - wie x-fach auch in westlich-zivilen Geselschaften geschehen - nie mehr revidiert werden kann. Man glaubt es, obwohl man doch durch Statistiken weiß: Auch dort, wo der Staat tötet, nimmt die Zahl der Schwerstverbrecher nicht ab.

Der Gedanke, in manchen Ländern sei der Tod humaner als lebenslange Torturen in unmenschlicher Haft, mag verständlich sein. Doch entlastet es das Gewissen? Ist es korrekt, staatlich oder religiös beeinflusste Justiz etwa in moslemischen Staaten zu verdammen, während gleichzeitig ein Idol westlich-geprägter Menschen, nämlich Schwarzenegger, Begnadigungen verwehrt?

Nein, die Ehrfurcht vor dem Leben verlangt die Durchsetzung des Menschenrechts. Es ist universell, setzt sich über staatliche und religiöse Belange hinweg. Richtig handelt der UN-Menschenrechtsausschuss, der die weltweite Abschaffung der Todesstrafe anstrebt. Das wird, wie Reaktionen belegen, aber nicht bald sein. Bis dahin bleibt eine beklemmende Frage offen: Warum tötet man Menschen, die Menschen getötet haben, um ihnen zu zeigen, dass es Unrecht ist, Menschen zu töten?

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung


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