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Ruf nach dem Staat

Archivmeldung vom 05.05.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.05.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Wenn sich Vertreter von deutscher Autoindustrie, Gewerkschaften und Politik am Dienstag zu ihrem Gipfeltreffen zusammenschalten, geht es zwar noch nicht um Milliarden. Die Hersteller und die Ministerpräsidenten der Länder, in denen sie residieren, machen aber keinen Hehl daraus, was sie sich von Berlin erwarten: üppige Verkaufsprämien auf breiter Front. Kommen diese, dann erst mit einem umfangreichen Konjunkturpaket zu einem späteren Zeitpunkt, so viel scheint klar.

Auf den ersten Blick ist die Position der Autoindustrie nachvollziehbar. Die Leitindustrie steht für rund 800000 Jobs hierzulande. Schon vor der Coronakrise fürchteten Experten wegen der Umstellung auf die E-Mobilität den Wegfall von bis zu 360000 Stellen binnen einer Dekade. Nun droht eine dramatische Beschleunigung des Stellenabbaus. Die Zulassungszahlen sind im freien Fall. Im April melden Nachbarländer wie Frankreich und die Schweiz Absatzrückgänge von mehr als 80 Prozent, Spanien sogar über 96 Prozent.

Doch war der Absturz nur teils eine Funktion der Nachfrage. Es gab praktisch kein Angebot. Die meisten Autohäuser in Europa hatten geschlossen. Auch mit der Wiedereröffnung des Autohandels ist noch lange kein Kundenansturm zu erwarten. Gastronomen, die vor kurzem noch gut verdient haben, kämpfen aktuell um ihre Existenz. Auch Piloten wissen nicht mehr, wohin die Reise für sie geht. Von der weniger gut verdienenden breiten Mittelschicht ganz zu schweigen.

Die staatlichen Verkaufshilfen kämen also bestenfalls einem kleinen Teil der Bevölkerung zugute, der sich trotz der aktuellen Situation finanziell auf der sicheren Seite wähnt. Ein Schub für die Autonachfrage ist praktisch ausgeschlossen - es dürfte eher ein Strohfeuer werden. Und zum Ausgleich wegbrechender Exporte taugt die heimische Absatzförderung ebenfalls nicht. Drei von vier hierzulande hergestellten Autos wurden 2019 ins Ausland verkauft.

Selbst die Hersteller scheinen nicht an die Kraft der Rabatte zu glauben. Einer Studie des Center for Automotive Research (CAR) zufolge sind die Preisnachlässe weiter auf niedrigem Niveau. Derweil sind üppige Dividendenzahlungen noch geplant. Der Ruf nach dem Staat, der vor dem Autogipfel lauter wird, ist in fordernden Zeiten für die Branche vielleicht opportun. Für den Staat gilt jedoch bei der Konjunkturförderung wie bei der Pandemiebekämpfung - jede Maßnahme will gut begründet sein. Staatliche Autokaufprämien sind dies derzeit nicht. Zur Rettung der Branche gibt es andere Instrumente.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Sebastian Schmid

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