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WAZ: Unis melden Rekordzahlen - Der normale Skandal

Archivmeldung vom 14.08.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Eine gute Nachricht hat stets viele Väter. Anders formuliert: Eine schöne Entwicklung reklamieren immer mehrere für sich. Jeder pickt sich aus dem Konglomerat möglicher Erklärungen für die steigende Zahl von Studienbewerbern die passende heraus: Studiengebühren schrecken also nicht vom Studium ab, mag nun mancher frohlocken.

Oder: Immer mehr Abiturienten wollen ein Studium beginnen. Oder: Die Hochschulen in NRW sind so toll, dass sie von Bewerbern überrannt werden.

Die Zahlen eignen sich dazu, sie von allen möglichen Seiten politisch zu instrumentalisieren. Ministerien und Hochschulen veröffentlichen sie gerne, um damit die Wirksamkeit von politischen Reformen oder die Anziehungskraft ihrer akademischen Angebote zu beleuchten.

Doch Vorsicht. Die wachsenden Bewerberzahlen sagen erst einmal wenig aus. Was man mit einigem Wagnis sagen kann: Die Zahl der Studieninteressierten scheint zu wachsen. Und: Es gibt offensichtlich nicht genug Studienplätze. Und das ist keine gute Nachricht. Dies zwingt junge Leute dazu, sich vielfach zu bewerben und zuweilen bis Mitte November auf eine Zusage warten zu müssen. Viele Universitäten sehen aber keinen anderen Weg. Sie haben mit Zulassungshürden die Notbremse gezogen, weil sie ein Mindestmaß an Qualität garantieren wollen. Wer drin ist, hat Glück. Seit Jahren hangeln sich die Hochschulen so durch, versuchen, mit zu knappen Mitteln gute Lehre anzubieten. Dass in Zeiten, wo alle Welt nach Fachkräften ruft, talentierte junge Menschen wegen Überfüllung keinen Platz an einer Uni finden, ist leider schon ein normal gewordener Skandal.

Ab 2012, wenn die ersten doppelten Abiturjahrgänge die Schulen verlassen werden, wird die Lage noch dramatischer. "Unser Hochschulsystem säuft ab", warnen Rektoren seit langem. Aus diesem Grund verabredete der Bund mit den Ländern den gemeinsam finanzierten Hochschulpakt, um bundesweit 90 000 neue Plätze einzurichten. Dies wird nicht ausreichen, mahnen Hochschulexperten, weder die anvisierte Zahl noch die vorgesehene Finanzierung.

Obwohl die Zahl der studienberechtigten jungen Menschen weiter steigt, sank vor diesem Hintergrund in den letzten Jahren bundesweit die der Studienanfänger. Erst im Oktober, wenn das Semester beginnt, werden wir wissen, ob die hohen Bewerberzahlen diesmal positiv zu deuten sind und tatsächlich mehr junge Menschen in den Hörsälen sitzen dürfen. Alles andere wäre eine Niederlage für die Hochschulpolitik.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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