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WAZ: Finanzmarktkrise

Archivmeldung vom 17.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Kommentarlage in den Wirtschaftsblättern am Tag eins nach dem Abriss der Wall Street gibt beredt Auskunft über die tiefe Verunsicherung, die diese Finanzkrise auslöst. War es ein "heilsamer Schock" (Handelsblatt), dass die USA Lehman Brothers haben abstürzen lassen? Oder war es ein "Sprung ins Dunkle", wie die Financial Times Deutschland meint?

Klar ist, von den fünf größten Investmentbanken im Herzen des Weltfinanzzentrums sind noch zwei übrig. Goldman Sachs und Morgan Stanley sind noch da, Bear Stearn, Merrill Lynch und Lehman Brothers nicht mehr. Wie weit die Ausläufer dieser Erschütterungen reichen, das weiß heute kein Mensch. Um so erstaunlicher mutet die Debatte an, die Finanzexperten über die Frage führen, ob die Hälfte des US-Hypothekenmarktes hätte auf Kosten der amerikanischen Steuerzahlers verstaatlicht werden dürfen oder nicht. Fünf Billionen Dollar hatten Fannie Mae und Freddie Mac in den Büchern - zigtausende Häuslebauer wären im Wahlkampf vor dem Weißen Haus aufmarschiert. Der Sündenfall?

Natürlich. Eine Verstaatlichung heißt immer, die Risiken zu sozialisieren, Risiken, die Manager-Millionarios eingegangen sind, die der Staat im Nachhinein noch belohnt und somit geradezu zum Weiterzocken aufruft. Und dennoch ist es so, als stünde man oben auf einem Achttausender, das rettende Seil in der Hand, darunter die Seilschaft im Blick. Loslassen, und hoffen, dass nicht allzu viele Hinterherkommende mit in den Abgrund gerissen werden?

Die Finanzkrise ist dramatisch unübersichtlich, die Folgen für die Weltwirtschaft nicht abschätzbar. Darüber lohnte sich eine ordnungspolitische Debatte. Bundespräsident Horst Köhler, der nicht gerade als Sozialist verschrien ist und im früheren Beruf Chef des Weltwirtschaftsfonds IWF war, sprach von einem Kapitalmarktmonster. Seit 1970 haben sich die Finanzvermögen weltweit auf 140 Billionen Dollar verzwölffacht, die Produktion nur vervierfacht.

Mathematiker erfinden Finanzkonstrukte, die Banker nicht verstehen. Die Krise ist eine ernste Vertrauenskrise, in der eine Bank der anderen nicht mehr über den Weg traut. Kredit gibt's nicht mehr, das Geld wird knapp, Zinsen steigen, Investitionen werden teurer und bleiben aus, die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt. Das ist das Mindeste, womit zu rechnen ist. Hier ist zunächst das Krisenmanagement der Notenbanken gefragt. Dann aber die Politik. Wenigstens muss es gelingen, das Monster einmal sichtbar zu machen. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Thomas Wels)

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