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Börsen-Zeitung: Schock aus Zürich

Archivmeldung vom 14.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Als würde die Schweiz von ihren Banken nicht schon genug erschüttert: Nun kommt auch noch von einem Vorzeige-Industriekonzern der Eidgenossenschaft ein richtiger Schocker. Knall auf Fall tritt Fred Kindle, der CEO des Elektrotechnik- und Maschinenbaukonzerns ABB, ab - wegen "unüberbrückbarer Differenzen über die Führung des Unternehmens", wie der Konzern in entwaffnender Offenheit meldet.

Nach dem Führungsstreit übernimmt Finanzchef Michel Demaré vorläufig die Geschäfte.

Dass ABB die brisante Personalie einen Tag vor der geplanten Bilanzvorlage bekannt geben muss, auf der Kindle über ein Rekordjahr bei ABB hätte berichten können, steigert die Dramatik nur noch. Für langjährige ABB-Aktionäre ist das ein schreckliches Déjà-vu-Erlebnis. Schon Kindles beide Vorvorgänger Jörgen Centerman und Göran Lindahl wurden vom Verwaltungsrat überstürzt vor die Tür gesetzt. Und nach diesen überraschenden Management-Wechseln kam stets ans Licht, dass es brannte bei ABB.

Dieses Mal dürfte es anders sein, und so war die panische Reaktion der Börse am Mittwoch wohl fehl am Platze. Die Aktie stürzte um bis zu 10% ab, was bedeutet, dass 4Mrd. Euro Börsenwert verpufften. Und das, obwohl der Konzern die Anleger beruhigte, indem er einen Tag vor der geplanten Veröffentlichung erste Eckdaten des vergangenen Jahres vorlegte. Denen zufolge lief operativ alles bestens: Auftragseingang, Umsatz, Ergebnis und Dividende steigen nach dem Rekordjahr 2007 kräftig. Der ABB-Konzern, unter Lindahl und Centerman noch ein Sanierungsfall, steht voll im Saft. An der Performance von Kindle kann es also kaum gelegen haben, dass er zurücktritt.

Was war es aber dann? Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass es zwischen Kindle und dem Verwaltungsrat in der Frage der Wachstumsstrategie schon lange Differenzen gibt. Der Siemens-Konkurrent ABB hat in den vergangenen Jahren enorm von der starken Konjunktur profitiert und gewaltige Cash-Reserven angehäuft. Doch bei Akquisitionen hielt sich der ehemalige McKinsey-Mann, der ein kühler Rechner ist und aus seiner Mannschaft das Letzte herauspresst, stets zurück.

Wie es jetzt weitergeht bei ABB, ist offen. Kindle stand für die Strategie eines disziplinierten organischen Wachstums. Ein neuer ABB-Chef könnte bei der Expansion eine neue Marschroute verfolgen.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Daniel Schauber)

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