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Börsen-Zeitung: Bedingt bedrohlich

Archivmeldung vom 15.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Erstmals seit 13 Jahren liegt die Inflation in Deutschland bei über 3%. Auch auf der europäischen Ebene sind die Verbraucherpreise im November im Vergleich zum Vorjahr um 3,1% geklettert.

Das ist kein Pappenstiel, bedenkt man, dass nach der Definition der Europäischen Zentralbank (EZB) Preisniveaustabilität bei einer Inflationsrate von knapp unter 2% gewährleistet ist. Die eigene Zielmarke verfehlen die Notenbanker also um mehr als die Hälfte!

Müsste jetzt die EZB nicht die Zinsen erhöhen, um der Inflation Herr zu werden? - Klare Antwort: Nein. Der Hauptgrund für die derzeit so hohe Inflation sind die drastisch gestiegenen Preise für Heizöl und Kraftstoffe sowie für Nahrungsmittel. Mehr als die Hälfte der gesamten Preissteigerung gegenüber November 2006 ist darauf zurückzuführen. Die Kerninflationsrate - das ist die ohne Nahrungsmittel, Alkohol, Tabak und Energie - lag im November im Euroraum bei 1,9%. Die Gesamtinflation wird durch eine Kombination von Sonderfaktoren gewaltig verzerrt.

Ist die hohe Teuerungsrate also kein Grund zu Sorge? - Genauso klare Antwort: Doch. Es besteht die dringende Gefahr, dass Gewerkschaften die vorübergehenden, aber hohen Ausschläge bei den Verbraucherpreisen dazu nutzen werden, Lohnerhöhungen durchzusetzen, die über dem Produktivitätszuwachs liegen und so eine Lohn-Preis-Spirale auslösen. Das Risiko steigt um so mehr, je höher der Boulevard das Drei-Prozent-Phänomen jazzt und Populisten sich damit profilieren.

Um nicht missverstanden zu werden: Es geht nicht darum, dem "kleinen Mann" seinen Anteil an den robusten Gewinnen zu missgönnen, die die europäischen Unternehmen derzeit einfahren. Den soll er haben. Allerdings muss diese Umverteilung zulasten der Gewinne gehen. Sonderzahlungen wären das Mittel der Wahl. Sie dürfen aber nicht über höhere Preise finanziert werden, die dem Endverbraucher aufgehalst werden.

Die Signale, die die EZB mit Blick auf die hohe Inflationsrate ausgesandt hat, sind eindeutig und richtig: Die 3% sind bedingt bedrohlich. Den derzeitigen "Teuerungsbuckel" wird die Notenbank durchwinken. Wenn es jedoch zu den erwähnten Zweitrundeneffekten kommt, wird die EZB die zinspolitischen Zügel straffen, selbst wenn es das Wachstum drosseln sollte.

Quelle: Börsen-Zeitung

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