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Börsen-Zeitung: Der Libyen-Faktor

Archivmeldung vom 23.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das überraschend schnelle Vordringen der libyschen Aufständischen in die Hauptstadt Tripolis hat Hoffnungen geweckt, dass der Bürgerkrieg in dem arabischen Land schon in Kürze beendet sein könnte. Als Folge davon, so hoffen jedenfalls viele Akteure am Ölmarkt, könnten die kriegsbedingt ausgefallenen Öllieferungen bald wieder aufgenommen werden. Daher ist der Preis der europäischen Benchmark-Ölsorte Brent am Montagmorgen, als es noch so aussah, als seien die Absetzung des Diktators Muammar al-Gaddafi und die Etablierung der Übergangsregierung in der Hauptstadt nur noch eine Frage von Stunden, um rund 2% gefallen. Am frühen Nachmittag hingegen, als die Lage in Libyen unübersichtlicher wurde, hat der Ölpreis zumindest einen Teil seiner Verluste wieder aufgeholt.

Sollte die Hoffnung Realität werden und Libyen die Lieferungen in der Tat bald wieder aufnehmen, dürfte der Ölpreis zumindest in Europa ein Stück weit nachgeben. Libyen war vor dem Bürgerkrieg für immerhin rund 2% der Weltförderungen des Energieträgers verantwortlich. Das mag nach wenig klingen. Zu berücksichtigen ist aber, dass die libyschen Lieferungen von besonders hoher Qualität sind und wegen ihres niedrigen Schwefelgehaltes in Raffinerien besonders gut weiterverarbeitet werden können. Zudem sind Verknappungen auf dem Ölmarkt wegen der eingeschränkten globalen Arbitrage-Möglichkeiten regional zu sehen. Daher hatte sich der Spread zwischen der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) und Brent mit Blick auf die leicht angespannte Situation im europäischen Teilmarkt stark ausgeweitet. Diese Situation dürfte sich in den kommenden Wochen wieder normalisieren.

Der aktuell wichtigste Einflussfaktor auf den Ölpreis ist jedoch die globale Konjunkturentwicklung. Diese wird - unter anderem wegen der Rückwirkungen der Turbulenzen an den Finanzmärkten - zunehmend kritisch gesehen. Inzwischen ist sogar eine waschechte Rezession nicht mehr ausgeschlossen. Sollten sich die makroökonomischen Frühindikatoren weiter eintrüben, wird es unweigerlich zu einem spürbaren Preisrutsch am Ölmarkt kommen, der dann sowohl Brent als auch WTI betrifft.

Dazu dürfte auch beitragen, dass sich das Kartell Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) wie schon in den vergangenen Monaten mit Förderkürzungen sehr schwertut. Wenn die Opec wegen der Ansprüche von Hardliner-Staaten wie dem Iran nicht rasch reagiert, könnte der Ölpreis in den kommenden Wochen recht deutlich sinken.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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