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Neues Deutschland: Zum Fall Kurras

Archivmeldung vom 02.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Durch die Medien wogt derzeit eine Flut von Bekennerschreiben. Autoren im Alter von 55+ bekennen ihren Irrtum. Harald Martenstein, edelfedernder Kolumnist des »Tagesspiegel«, teilt mit, er habe »ungefähr der gleichen Partei angehört« wie Kurras.

Er sei Mitglied der DKP gewesen. »Wie politischer Irrtum sich anfühlt, weiß ich also recht gut«. Götz Aly, der im letzten Jahr mit seinem Buch »Unser Kampf 1968« irritierte, in dem er Analogien zwischen der Studentenbewegung und der »Generation von 1933« zog, lässt in der »Zeit« wissen, er habe der »Roten Hilfe« angehört. Er vergleicht sich mit anderen, die »in das Freund-Feind-Denken gebannt« gewesen seien, und resümiert, sie alle hätten »unterschiedlich lang (gebraucht), um sich von diesem Bann zu befreien«. Thomas Schmid, Chefredakteur der »Welt«, der die Hetze der Springerpresse gegen die Studentenbewegung nun in Schönschrift umzurubbeln versucht, räumt ein, auch er habe zu den »alten Kämpen« gehört, ohne seine Putztruppe »Revolutionärer Kampf« namentlich zu nennen. Gerd Koenen, Historiker, bekennt ebenfalls eher vage: Der Fall Kurras »betrifft mich persönlich als einen unter vielen Tausend jungen Leuten«, die durch den 2. Juni 1967 die »restaurativen Tendenzen« in der westdeutschen Nachkriegsrepublik bestätigt gesehen hätten. Wäre damals bekannt geworden, dass Kurras Stasi-Agent und SED-Mann war, »wäre das (vielleicht) eine heilsame Verunsicherung gewesen, für mich wie für viele andere«. Koenen wurde, dies sei hier präzisiert, später einer der Chefs des KBW, einer Gruppe, die mit Pol Pot sympathisierte, sich aber nie einer auch nur klammheimlichen Freude über die Existenz der DDR verdächtig machte. Auch Tissy Bruns, ex-Chefin der Bundespressekonferenz, bekannte schon vor einiger Zeit, sie habe ihren Traum von einer besseren Welt »als junge Erwachsene an den kommunistischen Irrweg verraten«, sie war Funktionärin des MSB und saß im Vorzimmer des DKP-Vorstands. Ach, man mag den Reumütigen ja gar nicht widersprechen. Es war wohl wirklich ihr Irrtum, der DKP, dem MSB, dem KBW, der Roten Hilfe, dem Revolutionären Kampf oder manch anderer Organisation angehört zu haben. Doch soll, da es ohne solches kaum noch geht, gerne angefügt werden: Ich war beim Kommunistischen Bund (KB), das war kein Irrtum.  Das Irrtum-Outing ist der Kotau vor den restaurativen Sichtweisen, die längst die Definitionshoheit auch über die wenigen Unangepasstheiten der westdeutschen Geschichte erobert haben. Da lesen wir nun, der Fall Kurras werfe »einen Schatten auf die westdeutsche Studentenbewegung« (Bernd Ulrich in der »Zeit«). Sack und Asche werden zum modernen Anzug. Haben denn alle einen Schatten davongetragen? Was für eine groteske Wahrnehmung! Der Schatten liegt auf den Herren, denen Kurras im Westen wie im Osten gedient hat. Die Revolte - in Berlin, Prag, Paris und anderswo - galt allen Schattenreichen. Ist das komplett vergessen?

Quelle: Neues Deutschland

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