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Westdeutsche Zeitung: Bsirske

Archivmeldung vom 04.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Müssen Gewerkschaftsführer bessere Menschen sein? Nein. Erstens, weil Menschen, die der Summe unserer Erwartungen in jedem Einzelfall entsprechen könnten, eine Utopie sind. Und zweitens, weil Gewerkschaftsvertreter knallharte Interessenpolitik vertreten müssen.

Sie können dabei genauso übers Ziel hinausschießen wie Unternehmensvorstände, die im Auftrag der Anteilseigner die Kapitalrendite nach oben schrauben. Diese Vorbemerkung zum Fall Bsirske ändert freilich nichts daran, dass der Verdi-Chef mit seinem Erste-Klasse-Freiflug in die Südsee eine Riesendummheit begangen hat, die ihn das kostet, was ein Arbeiterführer vor allem braucht: persönliche Glaubwürdigkeit. Daran ändern auch die Relativierungen nichts, mit denen sein Umfeld die Affäre zur Boulevard-Klamotte herabstufen möchte: dass nicht einzusehen sei, wenn die Gewerkschafts-Mitglieder in Aufsichtsräten geringere Privilegien in Anspruch nähmen als ihre Kollegen von der Gesellschafter-Seite. Dass Bsirske die Reise schon geplant habe, als der Verdi-Streik bei der Lufthansa noch nicht terminiert gewesen sei. Oder dass Bsirske die Freiflüge als geldwerten Vorteil versteuere - was letztlich signalisieren soll, dass er nicht weniger für seinen 20 000 Euro teuren Südsee-Trip zahlt, als wir das in der Holzklasse tun würden. Letztlich weiß Bsirske aber längst am besten, dass ihm seine Instinktlosigkeit erster Klasse nachhängen wird. Weil er nicht anders als der von Verdi so verhasste ehemalige Lokführer-Chef Schell abgetaucht ist, als die Gewerkschaft ihre Mitglieder zum Streik gerufen hat. Und weil es schlicht frivol ist, sich nicht mit der hochkomfortablen Business-Klasse zu begnügen. Lufthansa hatte die First Class nur eingeführt, um an der wachsenden Zahl arabischer, russischer und auch europäischer Magnaten besser verdienen zu können. Die Häme konservativer und liberaler Politiker, die jede Vorlage aus dem Gewerkschaftslager genüsslich verwandeln, wird schnell abebben. Die Verdi-Mitglieder aber werden sich Bsirskes Ausfall spätestens dann in Erinnerung rufen, wenn es der Pilotenvereinigung Cockpit und der Unabhängigen Flugbegleiter-Organisation Ufo gelingen sollte, höhere Tarifabschlüsse bei der Lufthansa durchzusetzen, als Verdi jetzt erreichen konnte.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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