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Börsen-Zeitung: Keiner klopft

Archivmeldung vom 09.05.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Commerzbank-CFO Stephan Engels ist nicht nur ein heißer Kandidat für den Titel "Schnellredner des Jahrzehnts" (gelegentliches Durchatmen würde aber nicht schaden), ihm sitzt auch der Schalk im Nacken. Gefragt, wer nach dem Ende der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank bei den Gelben angeklopft habe, bat er am Mittwoch die Teilnehmer einer Telefonkonferenz, mal kurz gemeinsam zu lauschen - und tatsächlich war kein Klopfen zu hören.

Warum auch? Man muss die Commerzbank nicht seit 1870 begleitet haben, um Eigenständigkeit für eine realistische Alternative zu halten. Es genügt der Blick in die jüngere Geschichte, um von der grassierenden Konsolidierungshysterie herunterzukommen. Seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sollte die allein angeblich nicht überlebensfähige kleinste deutsche Großbank regelmäßig gerüchteweise etwa an HSBC oder Schweizer Häuser verkauft werden. Dann gab es - nicht nur gerüchteweise - zwei konkrete Annäherungsversuche mit der HypoVereinsbank. Der frühere Vorstandssprecher Martin Kohlhaussen hielt die "Fusionsmanie" übrigens für "etwas Krankhaftes" (obgleich er zuweilen selbst Fusionsgespräche führte).

Tatsache ist: Die Commerzbank ist bis heute selbstständig geblieben, und das kann durchaus noch ein paar Jahrzehnte so weitergehen. Bei allem Umbruch, den wir schon gesehen haben, steckt das Institut wie das ganze Kreditgewerbe erst mittendrin in einer tiefgreifenden Restrukturierung und Redimensionierung, die in den nächsten Jahren branchenweit noch einmal eine sechsstellige Zahl an Arbeitsplätzen kosten werden.

BaFin-Präsident Felix Hufeld weist ja zu Recht darauf hin, dass mit dem Abbruch der Gespräche zwischen Blau und Gelb das Kostenthema nicht ad acta gelegt ist. Negativzins, Digitalisierung und Hyperregulierung sind offenbar keine temporären Erscheinungen. Aber warum sollten BNP Paribas, ING, Unicredit & Co., die hierzulande alle organisch und ertragreich wachsen können, auf die Schnapsidee kommen, diese Mammutaufgabe der deutschen Banken in ihrem Namen anzugehen? Um es klar zu sagen: Keine dieser Adressen will doch das Blut an den eigenen Händen kleben haben!

Die Commerzbank selbst wiederum ist keineswegs anlehnungsbedürftig. Natürlich ist sie bei der Umsetzung ihrer Strategie längst nicht am Ziel, und gewiss zeigt der Quartalsbericht weiteren Handlungsbedarf auf. Eines liefert er nicht: zwingende Argumente, mit wem auch immer Fusionsgespräche geführt zu haben oder alsbald zu führen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Wittkowski

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