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Die Leipziger Volkszeitung zu Bahn/Tiefensee/Mehdorn

Archivmeldung vom 16.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

in guter Verlierer zu sein, gehört nicht zu den Eigenschaften von Hartmut Mehdorn. Statt das Gesicht zu wahren und den ausgehandelten Tarifvertrag mit der Lokführergewerkschaft GDL zähneknirschend zu akzeptieren, tritt der Bahnchef heftig nach. Das ist die Kurzschlussreaktion eines zutiefst enttäuschten Konzernchefs. Mehdorn hat entscheidenden Anteil daran, dass sich die Tarifauseinandersetzungen über zehn Monate hingezogen haben.

Allein die öffentlichen Diffarmierungen von GDL-Chef Manfred Schell haben der Bahn geschadet und in der Bevölkerung zu wachsender Akzeptanz der Lokführer-Forderungen geführt. Dass sich der Vorstand die Gehälter in den letzten Jahren satt um 60 Prozent erhöht hat, während die Beschäftigten außen vor blieben, hat die Verhandlungsposition verschlechtert. Ob die Belastungen durch den Tarifabschluss im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich liegen - der Konzern wird sie verkraften können. Allerdings weckt der GDL-Abschluss auch bei den anderen Bahn-Gewerkschaften Begehrlichkeiten, worunter die Wettbewerbsfähigkeit des Konzern insgesamt leidet. Der angekündigte Arbeitsplatzabbau ist vorerst nicht mehr als eine Drohung, die das aufgeheizte Klima bei der Bahn unnötig verschlechtern wird. Tatsächlich kann der Schienenriese nicht einfach Leute entlassen. Per Tarifvertrag ist das bis mindestens Ende 2010 ausgeschlossen. Ein Trost ist das nicht. Denn die Bahn wird die Kosten vornehmlich auf die Kunden abwälzen und die Ticketpreise erhöhen. Zur Attraktivität dieses umweltfreundlichen Verkehrsmittels trägt das sicherlich nicht bei. Zumal in den letzten vier Jahren fünfmal die Preise angehoben wurden. Die Schmerzgrenze der Bahnkunden ist längst erreicht. Mehdorns Verhalten zeigt, dass er nie und nimmer diesem hohen Tarifabschluss zugestimmt hätte, sondern vom Bundesverkehrsminister zur Einigung gedrängt wurde. Nicht dass er Tiefensee den Erfolg neidet, der sich als Retter von Millionen Pendlern feiern lässt und die Skizze zur Tarifeinigung wie eine Trophäe in die Kameras hält. Mehdorn ist angetreten, den maroden Bahnbetrieb zu sanieren, und hat ihn trotz aller Kritik in sicheres Fahrwasser geführt. Doch gerade die Politik, die ihm die Bahnprivatisierung zur Aufgabe gemacht hat, verweigert ihm zunehmend die Unterstützung. Tiefensees Vorgehen ist für den Bahnchef eine weitere Niederlage auf dem steinigen Weg an die Börse. Nicht unbedingt, weil die höheren Personalkosten Investoren von der geplanten Privatisierung fern halten. Sondern weil Mehdorn beschädigt ist. Angehalten war er immer, die Bahn wie eine Aktiengesellschaft zu führen. Doch der Minister hat ihm mit seiner Einmischung in die laufende Tarifauseinandersetzung vor Augen geführt, dass das Unternehmen noch zu 100 Prozent im Besitz des Staates ist. Das große Ziel des aufbrausenden kleinen Mannes, aus der Bahn einen weltweit dominierenden Logistikkonzern zu schmieden, rückt in die Ferne. Das entschuldigt nicht Mehdorns Verhalten, es erklärt es bestenfalls. Vermutlich ist ihm sein Scheitern bewusst. Warum sollte jemand sonst so handeln?

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Andreas Dunte)

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