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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Afghanistan

Archivmeldung vom 06.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenige Zahlen beschreiben das Dilemma. Im August wurden in Afghanistan 40 ausländische Soldaten getötet, so viele wie noch nie seit der Vertreibung der Taliban nach dem 11. September 2001.

Schon im Mai starben erstmals mehr Ausländer in Uniform am Hindukusch als im Irak. Ist das schon Krieg? Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bestreitet das vehement. Mit Krieg verbänden die Deutschen den millionenfachen Tod in zwei Weltkriegen 1914-18 und 1939-45, meint er. Deshalb ist der am 27. August in eine Sprengfalle geratene Hauptfeldwebel nach Worten des Ministers »ums Leben gekommen«. Der deutsche Oberbefehlshaber in Nordafghanistan, General Jürgen Weigt, ist da ehrlicher. Bei der Trauerfeier vor einer Woche in Masar-i-Sharif sagte er, der Soldat sei im Einsatz »gefallen«. Das war Klartext. Fackeln flackerten am Ehrenmal unterhalb des Marmalgebirges und das Lied vom guten Kameraden verstummte, als Weigt Fragen vor 800 Soldaten formulierte, die die Politik hierzulande sich nicht zu stellen traut. Kann man vermitteln, dass ein »junger Mensch in einer entlegenen Furt im Norden Afghanistans sein Leben verliert«? Vor allem: »Wofür lohnt es sich, in diesem fernen Land zu sterben?« Aus Sicht der Militärs »ist die Frage falsch gestellt«, sagte Weigt. »Der Soldat lebt für seinen Auftrag.« Der gefallene Hauptfeldwebel sei Führer seiner Patrouille durch und durch gewesen. Deshalb habe er im Führungsfahrzeug ganz vorne gesessen. Kurzum: Nicht das Militär, sondern die Politik muss mehr denn je erklären, warum Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigt wird. Dabei geht es um mehr als rechte Worte: Umgekommen oder gefallen? Scharmützel oder Krieg? Gelegenheit dazu geben die kommenden Wochen. Die im Bundestag zu billigende - und von der Regierung bereits beschlossene - Aufstockung des deutschen Kontingents von 3500 auf 4500 Männer und Frauen steht an. Selbst die Grünen dürften dem Mandat für ein weiteres Jahr zustimmen, wenn der zivile Wiederaufbau stärker zum Ausdruck kommt. Das ist wichtig. Denn das Bemühen um eine funktionierende Zivilgesellschaft kommt nicht voran, solange die Taliban ihre Nadelstiche fortsetzen. Ohne Sicherheit gibt es keine Verwaltungs- und wirklichen Rechtsfortschritte. Dabei geht es punktuell voran. Großstädte mit fast normalem Leben, Handy, Fernsehen, in Kabul bald 24 Stunden Strom und Bildung für so viele junge Leute wie noch nie stehen auf der Habenseite. Vermutlich wird sich die Diskussion um das Bundeswehrmandat auf den Einsatz von Awacs-Flugzeugen verengen. Dennoch kann daraus eine Schlüsseldebatte werden. Deutsche Luftleitoffiziere sollen auf Wunsch der Nato Bomber in Zielgebiete (drop zones) lenken, was vom Isaf-Auftrag nicht gedeckt ist. Awacs ist aber auch zugleich ein System für mehr Sicherheit am Himmel über einem Land, in dem Krieg und Frieden noch viele Jahre eng miteinander verwoben bleiben.

Quelle: Westfalen-Blatt

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