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Lausitzer Rundschau: Die tränenlose Republik

Archivmeldung vom 06.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Chris Gueffroy, der letzte, der an der Berliner Mauer von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurde, hätte in diesem an Gedenktagen so reichem Jahr mehr Aufmerksamkeit verdient. Tatsächlich aber wurde am Donnerstag sein 20..Todestag ganz und gar unspektakulär begangen.

Dabei verkörpert das Schicksal des damals 20-Jährigen exemplarisch all das, was die DDR zu einem traurigen, oft auch tragischen Kapitel der deutschen Geschichte macht. Eines Tages werden vor allem die Toten an der Grenze und die Berliner Mauer mit Stacheldraht und Wachtürmen das Bild prägen, das sich die Welt von der DDR macht. 1989 riskierten nur die wenigsten eine Flucht. Dazu gehörte - wie bei Chris Gueffroy - ein gewisses Maß an jugendlichem Leichtsinn. Die DDR kannte in seinem Fall dafür nur die Todesstrafe. Daran in würdigem Rahmen zu erinnern, bevor die Feiern zum Mauerfall beginnen, wäre gut gewesen. Denn es herrscht derzeit noch eine heillose Gedankenverwirrung beim Blick zurück. Das "Neue Deutschland", das immer noch einer Partei gehört, hat einen Text zu Gueffroy mit einem Kommentar versehen, in dem es heißt, auch heute würden Mauern in Deutschland existieren, und die SED-Führer Walter Ulbricht und Erich Honecker hätten viel weniger auf dem Kerbholz als ein US-Präsident, der jüngst abgetreten sei. So ein Beitrag gehört zu jener Erinnerungskultur, in der die Verdrehung die Feder führt. Die Schüsse an der Mauer waren aber nicht etwa das Ergebnis einer politischen Entscheidung des Volkes, sondern sollten 17.Millionen daran hindern, eine freie Wahl zu treffen. Wenige Monate nach den Schüssen auf Gueffroy hieß es dann, man weine keinem eine Träne nach, der die Republik über die Schlupflöcher in Ungarn verlassen habe. Die ganze Verkommenheit der SED-Herrschaft offenbarte sich in solch einem Satz. Zur Trauer, zu Tränen um einen Menschen waren sie ja schon lange nicht mehr fähig gewesen. Die überließ man der Mutter von Gueffroy und seinen Freunden. 2009 sollte, darf nicht nur ein Jahr des freudigen Rückblicks auf die schönen Bilder des Mauerfalls und der bewegenden Demonstrationen sein. Das, was wir heute die friedliche Revolution nennen, ist nur zu verstehen zusammen mit der Scham, die die Menschen umtrieb, wenn sie an die Grenze und an die Verzweifelten dachten, mit der so viele versuchten, diese zu überwinden. Diese Scham darüber, dass so viele der Söhne und Töchter nur noch weg wollten, hatte gewaltigen Anteil daran, dass dann Hunderttausende die Straße füllten mit der Forderung nach einem Ende des Regimes. Auch deswegen sollte Chris Gueffroy nicht vergessen werden - er ist Teil dessen, was dann ein gutes Ende fand im Jahr 1989.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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