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LVZ: zu: Aktionsplan für gesunde Ernährung

Archivmeldung vom 26.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer traurig ist, bekommt Schokolade, wer beim Zahnarzt nicht heult, ein Eis, wer im Geschäft nicht herumhampelt, einen Keks. Süßigkeiten sind zur Pauschalantwort auf negative Gefühle geworden. Und Kinder zu Meistern dessen, was Soziologen kognitive Dissonanz nennen: Ihr Wissen und ihr Handeln driften auseinander.

Sie essen am liebsten Süßes, Bratwurst und Pommes. Auf die Frage, was zu einer gesunden Ernährung gehört, antworten alle überzeugt: "Viel Obst!" Mittlerweile ist jedes fünfte Kind in Deutschland übergewichtig. Kinder mit Fettleber, Gallensteinen und Altersdiabetes - die Ursache liegt nicht in den Genen, denn die haben sich in den vergangenen hundert Jahren nicht geändert. Geändert haben sich aber die Lebensbedingungen. Wer satt werden will, muss heute nicht mehr säen und ernten, sondern Packungen aufreißen und Mikrowellen einschalten. Der Hunger ist in den westlichen Industrienationen besiegt. Geblieben aber ist die Angst vor dem Hunger. Und so wird pausenlos gegessen. Die Folge: Zwei Drittel der deutschen Männer und die Hälfte der Frauen bringen zu viel auf die Waage. Die Politiker reagieren darauf, als seien ihnen kollektiv die Hosennähte geplatzt. Seehofers und Schmidts Aktionsplan "In Form" hat nur eine bescheidene Aussicht auf Erfolg. Wenn die Fettleibigkeit samt den damit verbundenen gesundheitlichen Folgen ernsthaft bekämpft werden soll, dann greift ein nationaler Diätplan zu kurz. Für eine nachhaltige Veränderung wären radikale Eingriffe in die freie Marktwirtschaft und unsere gesamte Lebenswelt notwendig. Ob beim Kampf gegen Alkohol, Nikotin oder Karies - der Effekt von Druck und Aufklärung ist stets bescheiden, solange die äußeren Umstände unverändert bleiben. Echte Erfolge stellen sich erst dann ein, wenn man aktiv in den Konsumzusammenhang eingreift, etwa durch Reglementierung der Abgabe von Alkohol und Zigaretten, Werbeverbote und die Fluoridisierung von Zahnpasta. Wer wirklich das dicke Problem der Deutschen lösen will, müsste die Werbung für Snickers und Co. verbieten, Lebensmittelverpackungen mit Warnhinweisen versehen und Süßigkeiten mit höheren Steuern belegen. Solange Haribo nicht nur Kinder froh macht, solange der Nestlé-Konzern mit Smarties, Kitkat und After Eight jährlich Milliarden umsetzt, solange Eltern den Sirenengesängen der Fast-Food-Produzenten nicht standhalten, solange werden viele Kinder weiterhin mehr in die Breite als in die Höhe wachsen. Wirklich geholfen wäre ihnen, wenn die Gesellschaft als Ganzes wieder ins kalorische Gleichgewicht fände. Übergewicht und Fettleibigkeit sind die Kehrseite von Wohlstand und Wirtschaftswachstum.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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