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Börsen-Zeitung: Alle Optionen offen

Archivmeldung vom 03.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Man kann Jean-Claude Trichet und die Europäische Zentralbank (EZB) loben: Die Frankfurter Währungshüter widerstehen dem Druck von Politik und Märkten, das Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen massiv auszuweiten. Die Folgen wären langfristig verheerend, und zwar allein deshalb, weil sie den Druck von den Regierungen nehmen, ihre Hausaufgaben zu machen und ihre Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen.

Man kann die EZB und ihren Präsidenten aber auch kritisieren. Er gibt den Märkten kein ausreichendes Signal für die Bereitschaft der Notenbank, zu Hilfe zu eilen, wenn Mitgliedsländer der Europäischen Währungsunion am Markt immer höhere Risikoaufschläge zahlen müssen und im Extremfall ernste Probleme mit ihrer Zahlungsfähigkeit bekommen - was eines Tages auch den Bestand des Euro bedrohen könnte.

In jedem Fall hat sich die EZB alle Optionen offen gehalten. Ihre Weigerung, jetzt endgültig alle Schleusen zu öffnen, hält den Druck auf die Regierungen aufrecht. Sollte es an den Märkten aber zu heiß hergehen, kann die EZB immer noch eingreifen. Jedem muss aber klar sein: Alles, was die Zentralbank in der Zukunft tut, um den Euro zu retten, und alles, was sie in der Vergangenheit getan hat, kann nur eine kurzfristige Lösung sein, die langfristig Kosten verursacht. Geldpolitik ist im Kern das Abwägen zwischen langfristigen Kosten und kurzfristigem Nutzen. Wenn eine Zentralbank heute Anleihen kauft, muss sie sehen, wie sie in der Zukunft Moral Hazard an den Märkten und bei den Regierungen sowie einen Aufwärtsdruck auf die Preise vermeidet.

Da bringt auch die alte Phrase des Ökonomen John Maynard Keynes, "in the long run, we are all dead", keine Erkenntnis. Das hat die Vergangenheit gezeigt. Es war die einseitige Kurzfristorientierung der Zentralbanken, die zum Ausmaß der Krise massiv beigetragen hat, Stichwort Immobilienblasen in Amerika, Irland und Spanien. Wenn es auch schwer fällt, den Kurs der EZB derzeit zu beurteilen, an einer Stelle hat Trichet uneingeschränkt Recht: Gefragt sind die Regierungen. Sie müssen ihr Volkswirtschaften auf Effizienz trimmen und ihre öffentlichen Haushalte in Ordnung bringen. An einer anderen Stelle würde man sich von Trichet dagegen klarere Worte wünschen: Zur Zukunft einer Währungsunion ohne politische Union.

Quelle: Börsen-Zeitung

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