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Lausitzer Rundschau: Zum Desertec-Projekt deutscher Energiekonzerne

Archivmeldung vom 14.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das am Montag vorgestellte Projekt Desertec ist eine große Vision. Die Vision nämlich, dass sich sauberer Strom auf dieser Welt erzeugen lässt, und zwar im Überfluss. Und dass es Menschenwerk sein wird, sie zu nutzen.

Beim Menschenwerk allerdings beginnen die Risiken und Nebenwirkungen der Idee, in den Wüsten Nordafrikas in solarthermischen Kraftwerken Strom für Europa zu erzeugen. Strom ist Geld und Geld ist Macht. Wenn der Strom nach Norden fließt, an wen fließt dann das Geld? Und wessen Macht festigt es? Profitieren wieder einmal nur die industrialisierten Länder? Erstens ist Afrika der Kontinent mit der am schnellsten wachsenden Bevölkerung in der Welt. Aber 15 bis 25Cent pro Kilowattstunde kann dort niemand zahlen. Wenn den Menschen das Licht flackert und sie gleichzeitig sehen, dass ihr Land benutzt wird, um die Glitzerwerbung an den Boulevards von Paris oder Berlin leuchten zu lassen, wird das nicht gut ausgehen. Zweitens gibt es in Nordafrika kaum ein Land, das nicht entweder despotisch oder diktatorisch regiert wird oder politisch instabil ist, das nicht krasse Unterschiede zwischen Arm und Reich und innere Konflikte aufweist. Eine solche Geldmaschine wie Desertec wird diese Verwerfungen drastisch verstärken. Wenn nur die Despoten und ihre Vasallen dadurch noch reicher werden sollten, wenn die Militärapparate noch ausgebaut werden - natürlich unter dem Vorwand, die Transportleitungen nach Europa zu sichern - dann wird dieser Strom bald nicht mehr sauber sein, sondern blutig. Und drittens: Waren wir nicht schon mal weiter? Weg von zentralen Lösungen für unsere Energieprobleme, hin zu lokalen Antworten wie dem Windmüller und dem Biogasbauer? Wenn der Strommix der Zukunft wieder von ein paar Konzernen und großindustriellen Anlagen bestimmt wird, bleibt die Abhängigkeit von oligopolistischen Strukturen. Wer es gut meint mit der Vision von Desertec, muss sie herunterholen ins Reich der Realitäten. Das heißt: kleiner machen. Und er muss sie den zwölf beteiligten Konzernen wegnehmen. Dieses Produkt muss den Nordafrikanern gehören. Sie müssen befähigt werden, solarthermische Kraftwerke aufzubauen und zu betreiben. Hilfe ja, aber zur Selbsthilfe. Investoren ja, aber keine Fremdbestimmung. Die Vision von Desertec sollte mit dieser Zielsetzung das zentrale Zukunftsprojekt der neu gegründeten Mittelmeerunion und damit der europäischen Entwicklungspolitik für Nordafrika werden. Falls später einmal ein paar Gigawatt für uns abfallen - um so besser.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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