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Börsen-Zeitung: Toxisch

Archivmeldung vom 21.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der Wirkstoff Glyphosat vernichtet nicht nur Unkraut, sondern hat auch eine ungemein toxische Wirkung auf Bayers Aktienkurs. Ein weiteres Urteil einer Geschworenen-Jury in den USA gegen den Konzern in der ersten Instanz sorgt für einen Wertverlust von mehr als 6 Mrd. Euro an einem Tag.

Wer nur die Höhe möglicher Schadenersatzzahlungen vor Augen hat, mag die Reaktion der Investoren für übertrieben halten, da ja bereits in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres der Kurs nach dem ersten Urteil gewaltig unter die Räder gekommen und der Marktwert um einen zweistelligen Milliardenbetrag gesunken war. Doch eine solche Betrachtung greift zu kurz.

Die starke Reaktion auf das zweite für Bayer desaströse Urteil in Sachen Glyphosat ist auch ein Misstrauensvotum gegen einen Vorstand, der nicht in der Lage war, ein zum Zeitpunkt der Monsanto-Übernahme schon offenkundiges Risiko in seiner Dimension einigermaßen richtig zu erkennen. Da schwingt dann schon die Frage mit, ob das die einzige Fehleinschätzung war und Werner Baumann als Treiber des 63 Mrd. Dollar teuren Monsanto-Desasters noch der richtige Mann ist, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen.

Unsicherheit ist Gift an der Börse und diese Unsicherheit dürfte wohl noch eine ganze Weile anhalten. Bayer kann kein Interesse daran haben, sich jahrelang durch eine Prozesslawine in den USA zu schleppen. Der Ausweg besteht in einem Vergleich. Doch den kann es kurzfristig eigentlich nicht geben. Insgesamt sieben Prozesse in Sachen Glyphosat sind in diesem Jahr angesetzt - alle vor Geschworenengerichten und in erster Instanz. Wann das erste Berufungsverfahren mit einem Berufsrichter startet - hier setzen der Konzern und viele Analysten auf einen anderen Ausgang -, vermag Bayer derzeit nicht zu sagen. Doch eine Entscheidung in zweiter Instanz wird der Konzern wohl abwarten wollen - und müssen, um sich nicht durch einen verfrühten Milliardenvergleich der Gefahr von Aktionärsklagen auszusetzen.

Der Bayer-Chef steht nicht erst seit gestern unter enormem Druck. Die Hauptversammlung in fünf Wochen - bei Bayer ohnehin traditionell eine konflikt- und protestreiche Veranstaltung - dürfte turbulent werden. So existiert bereits ein Gegenantrag von Governance-Experte Christian Strenger auf Nichtentlastung des Vorstands. Und auch aktivistische Aktionäre, die meist als Erstes die Führungsgremien angehen, finden bei Bayer im derzeitigen Zustand ein günstiges Einstiegsszenario vor.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Antje Kullrich.

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