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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert: Vatikan und Marketingstrategie

Archivmeldung vom 15.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Auch im Vatikan hat McKinsey einen Fuß in der Tür. Bei einer Tagung über das Image der Kirche fiel den Herren vom globalen Marketing allerdings nur ein, der Papst solle in seinen Reden keine Relativsätze mehr gebrauchen. Als ob dieser Papst und seine Reden das Problem der Kirche wären.

Der Besuch in Frankreich zeigt es: Je deutlicher der Chef im Vatikan Glaubenswahrheiten ausspricht - auch solche mit Nebensätzen - um so mehr jubeln die Gläubigen und um so stärker wird die Akzeptanz auch in den Medien. Die Rede vor 700 Intellektuellen, die Messe zwischen Eiffelturm und Invalidendom mit hunderttausenden Menschen und die Wallfahrt nach Lourdes unter Begleitung der Medien waren eine doppelte Demonstration. Zum einen des katholischen Frankreichs als »älteste Tochter der Kirche«. Zum anderen, dass dieser Papst keine Berührungsängste mit Medien, Künstlern, Intellektuellen hat. Das Imageproblem hat die katholische Kirche nur bei Nichtgläubigen. Aber das gilt überall für alle großen Religionen. Der Papst polarisiere, hieß es im Vorfeld des Besuchs. Er respektiere nicht die Laizität Frankreichs. Es ist richtig, dass Benedikt XVI. vor den Götzen dieser Welt - Geldgier, Habsucht, Machtsucht - warnte. Es ist richtig, dass er laut über einen positiven Laizismus nachdachte, der die Fanatiker des Laizismus als Ideologen entlarvt. Es ist richtig, dass er junge Menschen aufruft, über eine Berufung zum Priestertum oder zum Ordensleben nachzudenken. Aber sollte er sich wie etliche Politiker mit den Götzen dieser Welt gemein machen? Soll er Geschichte und Erbe Europas, die Identität des alten Kontinents verleugnen, die ohne Christentum nicht denkbar sind? Soll er die Werte des Christentums, Nächstenliebe zuerst, verdrängen und nicht sagen dürfen, dass diese Werte sich in der Berufung zu Priestern, Nonnen und Mönchen auf hohe Weise verwirklichen? Nein, es ist die Lebensweise der Lust- und Profitmaximierung, die polarisiert oder den Mitmenschen nicht respektiert. Dieser Papst nimmt niemandem die Freiheit, selber zu entscheiden, aber er nimmt sich heraus, über Freiheit und Entscheidung, über Wahrheit und Werte zu reden - ohne Rücksicht auf politische Korrektheit, ohne relativierende Sätze. Das wollen viele Menschen hören, auch wenn sie nicht immer seinen Worten folgen. Die Renaissance der Wallfahrten spricht Bände. Über Santiago de Compostela berichten die Medien, Erlebnis-Bestseller von Prominenten tragen zur weiteren Bekanntheit bei. Auch in Lourdes, Altötting, Fatima, Einsiedeln ist neues Interesse zu beobachten. Überall wächst das Gespür, dass die »wahre Bestimmung des Menschen« wie der Papst sagte, sich in seinen irdischen Beschäftigungen nicht erschöpfen kann. Man muss nicht glauben, dass Geschichte und Heilsgeschichte ein Paar Schuhe sind. Aber es ist, zumal in Zeiten kultureller Umbrüche, keine Marketingstrategie, sondern sehr menschlich, darüber nachzudenken.

Quelle: Westfalen-Blatt

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