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Börsen-Zeitung: Ohne Alternative

Archivmeldung vom 30.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es kommt einem ja irgendwie bekannt vor: Eine geplatzte Asset-Preis-Blase, global einbrechende Aktienkurse, die amerikanische Wirtschaft droht abzuschmieren - und die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) senkt den Leitzins auf 1%.

So wie die Währungshüter um Fed-Chef Ben Bernanke den Schlüsselzins gestern erwartungsgemäß um 50 Basispunkte gesenkt haben, schleuste das Gespann um Bernankes Vorgänger Alan Greenspan das Zinsniveau im Juni 2003 ebenfalls auf nur 1 Prozentpunkt oberhalb der Nulllinie herab. Damals war es eine Reaktion auf die geplatzte Dot-Com-Bubble und die Verschärfung der Finanz- und Wirtschaftskrise nach den Terroranschlägen vom September 2001. Derzeit sind die US-Immobilienkrise sowie der Beinahe-Zusammenbruch des globalen Finanzsystems nach der Lehman-Pleite im September dieses Jahres die Auslöser der Krise.

Angesichts dieses Déjà-vu-Erlebnisses überraschen die Bewertungen kaum. Die Börsen reagieren - mit zeitlichem Vorlauf - zunächst erfreut. Stabilitätsorientierte Ordnungspolitiker warnen dagegen, dass mit der radikalen Zinssenkung bereits die nächste Spekulationsblase genährt werde. Wer aber hat recht? Keiner von beiden. An den Aktienmärkten wird bald Ernüchterung einkehren, weil die Zinssenkungen der Fed verpuffen, solange der Bankensektor nicht wieder in die Spur zurückfindet und die Talfahrt am Immobilienmarkt endet.

Aber auch die Anhänger der Hypothese der liquiditätsgetriebenen Spekulationsblasen irren. Nicht die Reaktion der Fed auf die Blasenimplosion des Jahres 2001 hat die Immobilien-Hausse ausgelöst. Die laxe Kreditvergabepraxis an Gläubiger schlechter und schlechtester Bonität wog schwerer. Aber selbst wenn man für das Liquiditätsargument empfänglich ist, waren es nicht die Zinssenkungen, die die Krise heraufbeschworen haben, sondern das zu lange Festhalten am niedrigen Zinsniveau, nachdem sich die Wirtschaft schon wieder auf dem Wege der Besserung befand. Für die Beantwortung der Frage, wann die Zinsen wieder erhöht werden müssen, ist im jetzigen Zyklus noch viel Zeit. Die Krise hat das Zeug, das Finanzsystem und die Realwirtschaft über Jahre zu schwächen. Die Geldpolitik kann derzeit dagegen nur sehr wenig ausrichten. Das Einzige, was sie tun kann, ist, dem System billiges Geld zumindest anzubieten. Der Schritt der Fed war daher ohne Alternative.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Jürgen Schaaf)

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