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Mittelbayerische Zeitung: FC Bayern ohne Plan

Archivmeldung vom 08.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die sportliche Misere des FC Bayern München kostet Louis van Gaal seinen Job als Trainer an der Säbener Straße - nicht schon heute, aber zum Saisonende. Was auch immer sich hinter der Formulierung "unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Klubs" verbergen mag, sie gingen jedenfalls so weit auseinander, dass der bis zum 30. Juni 2012 gültige Vertrag schon ein Jahr vorher aufgelöst werden muss.

So oder so hat die Führungsriege des Rekordmeisters um Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß damit kein glückliches Händchen bewiesen und von drei Entscheidungen die falscheste getroffen. In Anbetracht der jüngsten Pleiten in der Bundesliga und im Pokal und der Gefahr, die Champions League-Plätzeaus den Augen zu verlieren, waren die Verantwortlichen natürlich gezwungen, sich mit ihrem unbequemsten Mitarbeiter auseinanderzusetzen. General van Gaal hatte es nach einem klassischen Fehlstart und Tabellenplatz zwölf Anfang Oktober zwar geschafft, das Flaggschiff des deutschen Fußballs zwischenzeitlich wieder in Position zu bringen, droht nun aber abzutreiben und die für die Münchner unverzichtbare Qualifikation für die Champions League endgültig aus den Augen zu verlieren. Nach den Niederlagen gegen Borussia Dortmund, Schalke 04 und zuletzt Hannover 96 wäre eine sofortige Trennung von van Gaal aus sportlicher Sicht nachvollziehbar gewesen und sicher eine saubere Lösung, als jene, die nun gestern gefunden wurde. Es verwundert, dass es offensichtlich nicht die blanken Ergebnisse sind, sondern die strategische Ausrichtung des streitbaren Niederländers, die nun plötzlich nicht mehr zum Rekordmeister passen soll. Immerhin ließ van Gaal bis heute nie einen Zweifel daran, dass all seine Entscheidungen nur einem Zweck unterworfen sind, nämlich dem, um jeden Preis Erfolg zu haben. Genau dies galt bis zuletzt immer auch als das primäre Ziel des FC Bayern. Ein echtes Konzept war dabei in der Zeit vor van Gaal eher selten zu erkennen. Die Strategie bestand im Wesentlichen darin, die besten Spieler der Bundesliga mit Geld nach München zu holen und darauf zu hoffen, dass diese dann als Mannschaft funktionieren. Vielleicht war es van Gaals größter Fehler, dass er einen anderen Plan hatte. Der Fußball-Philosoph impfte der Mannschaft seine Idee des Spiels ein und ordnete dieser alles unter. Dabei schreckte er auch vor großen Namen nicht zurück und ließ verdiente Akteure wie Lucio, Luca Toni, Martin Demichelis oder zuletzt Mark van Bommel ziehen. Stattdessen vertraute er als Erster auf die Qualität der vereinseigenen Jugendarbeit. Talenten wie Holger Badstuber oder Thomas Müller gab er die Möglichkeit, sich zu Nationalspielern zu entwickeln - einen wie Bastian Schweinsteiger formte er zum Weltklassespieler. Diesen Weg hätte man van Gaal auch ohne größeres Risiko in der nächsten Saison weitergehen lassen können. Immerhin hatte der deutsche Rekordmeister in seiner Historie in schöner Regelmäßigkeit mit solchen Übergangsjahren wie jetzt zu kämpfen. Dass die Saison 2010/2011 so eines geworden ist, liegt auch an Umständen, die der Niederländer gar nicht beeinflussen konnte. Nicht weniger als 13 seiner wichtigsten Akteure schleppten sich nach den Strapazen der WM in Südafrika bis zur Winterpause, Verletzungen von Leistungsträgern wie Arjen Robben taten ihr Übriges. Auch wenn der Niederländer - gerade was den Verzicht auf Verstärkungen in der Defensive zu Saisonbeginn oder die permanenten Wechselspiele in der Viererkette in den vergangenen Spielen anbelangt - sicher das eine oder andere Mal daneben lag, so machte er allemal eine bessere Figur als die Herren in der Führungsetage jetzt. Ihre Entscheidung, sich am Saisonende von van Gaal zu trennen, zeigt nur, dass sie für eine sofortige Entlassung keinen Plan B in der Tasche hatten und für eine weitere Zusammenarbeit mit dem 59-Jährigen nicht den nötigen Mut. Wo ist da die Strategie?

Quelle: Mittelbayerische Zeitung

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