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Börsen-Zeitung: Drahtseilakt

Archivmeldung vom 13.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Nach dem Prognose-Patzer im zurückliegenden Geschäftsjahr wollte die Führung von Infineon diesmal alles richtig machen, wenn es um die Steuerung der Markterwartungen geht. Vorstandschef Reinhard Ploss landete am Dienstag zur Bilanzvorlage einen Volltreffer. Die Aktie von Deutschlands größtem Halbleiterhersteller sprang zeitweise um fast 8 Prozent.

Offensichtlich nehmen die Investoren der Konzernleitung den Ausblick für das Anfang Oktober angelaufene Geschäftsjahr 2019/20 ab: Nach einer weiteren Durststrecke soll sich von April kommenden Jahres an die Lage deutlich aufhellen. Ploss strebt einen Erlösrekord an, während allerdings die operative Rendite abermals schwächeln wird. Mit erwarteten 16 Prozent liegt das Unternehmen unter der langfristigen Vorgabe von 17 Prozent. Das zeigt, dass die angespannte Lage der Weltwirtschaft im Allgemeinen und der Abschwung der frühzyklischen Chipbranche im Besonderen die Dynamik des ambitionierten Anbieters von Leistungshalbleitern weiterhin dämpft.

Der angepeilte Umsatzzuwachs von 5 Prozent im Mittel liegt um einen Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert und um vier Punkte unter dem langfristigen Durchschnittsziel des Unternehmens. Angesichts der Marktunsicherheiten kann man Infineon nicht mehr unterstellen, übertriebene Hoffnungen zu wecken. Ploss ist zu mehr Realismus zurückgekehrt. Vor einem Jahr hatte er sich verkalkuliert. Ihm nahmen die Anleger die seinerzeit allzu forsche Prognose wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China nicht mehr ab. Seine anfängliche Euphorie für den Berichtsturnus 2018/19 war rasch verflogen. Zwei Gewinnwarnungen vergrätzten die Investoren. Die Folge: Statt eines geplanten Ergebnisrekords verbuchte Infineon einen Rückgang.

Der jüngste Ausblick verdeutlicht, dass Ploss Mut aufbringt, Optimismus zu verbreiten. Angesichts einer guten Position des Unternehmens in den Zukunftsfeldern strotzt der CEO vor Selbstbewusstsein in Bezug auf das Geschäftsmodell. Mehr noch: Sollte die im Juni angekündigte 9 Mrd. Euro teure Übernahme des US-Wettbewerbers Cypress gelingen, steuerte Infineon in eine neue Dimension. Die dafür notwendige Freigabe Washingtons ist aber keineswegs so sicher, wie Infineon suggeriert. Das Portfolio von Cypress enthält einige Produkte, die aus amerikanischer Sicht unter das Etikett "sicherheitsrelevant" fallen könnten. Vor gut drei Jahren scheiterte Ploss an diesem Punkt mit dem Erwerb von Wolfspeed. Dieser Risikofaktor zeigt, dass der Expansionskurs von Infineon unter seiner Regie nach wie vor ein Drahtseilakt ist.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck

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