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Börsen-Zeitung: Die Taube auf dem Dach

Archivmeldung vom 23.01.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.01.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Besonders kreativ sind Aktienrückkäufe nicht. Sie schaffen per se keinen zusätzlichen wirtschaftlichen Wert. Managern, die sich dafür entscheiden, fehlen offensichtlich Ideen, um mit Übernahmen oder Fusionen ihr Unternehmen voranzubringen. Im Fall der Linde plc ist dies freilich anders. Es handelt sich sogar um das Gegenteil: Die Fusion der Industriegasekonzerne Linde AG und Praxair genehmigten mehrere Wettbewerbsbehörden rund um den Globus nur mit Auflagen.

Der erzwungene Verkauf von Konzernteilen in Europa, Amerika und Asien bringt dem neuen größten Industriegasekonzern der Welt weit mehr als 8 Mrd. Euro ein. Wohin mit dem Geld? Auf dem M&A-Markt muss Linde auf lange Sicht größere Ambitionen zügeln. Die Branche beherrscht ein Oligopol mit jetzt nur noch drei Anbietern von globaler Bedeutung: Neben Linde sind es Air Liquide und Air Products.

Abgesehen von dieser speziellen Ausgangslage ist eine Übernahme oder Fusion immer mit dem Risiko des Scheiterns verbunden. Mit einem Aktienrückkauf werden zumindest nicht Werte vernichtet. Die Risiken, die ein Zusammenschluss mit sich bringt, muss auch Linde in den Griff bekommen. Dazu zählen die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA in der Führung eines Unternehmens. Die zwei Aktienrückkaufprogramme im Volumen von insgesamt 7 Mrd. Dollar lassen sich als klarer Hinweis interpretieren: Linde wird schon bald amerikanisch geprägt sein.

Gewiss, auch deutsche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren für Milliarden eigene Anteile erworben oder sind noch dabei, etwa Siemens, Allianz, Munich Re, Covestro und Adidas. In den USA wird dieses Instrument aber in sehr viel größerem Stil genutzt: Im Jahr 2018 haben Unternehmen geschätzt 1 Bill. Dollar dafür ausgegeben - mehr als jemals zuvor. Die Steuerreform gab den Rückkäufen zusätzlichen Auftrieb.

Welche Alternative hätte Linde? Eine Sonderdividende aus den Verkäufen der Konzernteile käme bei den Aktionären bestimmt gut an und gäbe dem Börsenkurs vielleicht mehr Schwung. Die Reaktion auf den Rückkauf fällt recht reserviert aus. Klar, wenn die erworbenen eigenen Anteile eingezogen werden, steigt rein rechnerisch der Gewinn je Aktie. Das verbessert die Chancen für eine höhere Dividende. Doch dabei geht es um eine Wette auf die Zukunft. Eine Sonderdividende in bar gibt es gleich. Der Spatz in der Hand ist oft besser als die Taube auf dem Dach. Und so klein wäre dieser Spatz gar nicht.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Joachim Herr

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