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Börsen-Zeitung: Dax droht Minusjahr

Archivmeldung vom 29.09.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.09.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Hoffnungsvoll richtet der Markt den Blick auf das Schlussquartal. Getragen von einem soliden Wirtschafts- und Gewinnwachstum, so das von Strategen entworfene Szenario, wird der Dax sein Aufwärtspotenzial entfalten, sobald die politischen Belastungsfaktoren wie das Chaos in Italien, der Handelskonflikt und der drohende Hard Brexit verschwinden oder sich zumindest abschwächen, weil sich letztlich der gesunde Menschenverstand durchsetzen wird. Leider hat er das zum Ende des dritten Quartals noch nicht geschafft.

Die Vereinigten Staaten und China scheinen weit davon entfernt, zu einem Kompromiss im Handelsdisput zu kommen. Experten weisen zudem darauf hin, dass die amerikanische Regierung nicht nur unfaires wirtschaftliches Gebaren Chinas im Sinn hat, sondern einen Kampf um weltpolitische Vorherrschaft führt. Das deutet darauf hin, dass so schnell keine Beruhigung zu erwarten ist. Zum Quartalsende hat außerdem Italien mit seinem Haushaltsentwurf dem Aktienmarkt einen Bärendienst erwiesen. Und auch hier dürfte sich die Lage in den kommenden Wochen kaum beruhigen.

Dank der Schwäche vom Wochenschluss liegt der Dax nun bei 12247 Zählern, womit die Erwartungen für den Index zum Jahresende, die im Durchschnitt um 13000 Punkte liegen, allmählich beginnen, ambitioniert auszusehen. Der Index liegt nun 5,2% unter dem Stand von Ende 2017. Damit droht dem deutschen Standardwerteindex, nach sechs Jahren mit Gewinn, durchaus sogar ein Minusjahr.

Ob noch vor dem Jahresende Entwarnung von der politischen Seite kommt, lässt sich kaum prognostizieren. Der Aktienmarkt hat aber noch weitere Probleme. Der geldpolitische Rückenwind, der ihn lange angetrieben hat, hat gedreht und bläst ihm mit zunehmender Stärke ins Gesicht. Höhere Zinsen und der schrittweise Entzug der von den Notenbanken zuvor großzügig spendierten Liquidität bedeuten ein deutlich weniger günstiges Umfeld als in den zurückliegenden Jahren. Hinzu kommen die latenten Sorgen, dass der langjährige Zyklus in absehbarer Zeit enden und damit eine Korrektur bzw. ein Bärenmarkt anstehen könnte.

Dabei gibt es durchaus gute Argumente für Aktien. Durch seine mäßige Entwicklung ist seine Bewertung günstiger geworden. Zudem hat sich der Bewertungsrückstand zum von Rekord zu Rekord eilenden S&P 500 damit erhöht. Zwar haben die Anleiherenditen ihr Tief gesehen und werden voraussichtlich in den kommenden Monaten moderat anziehen. Aufgrund des absolut gesehen niedrig bleibenden Renditeniveaus und der sich abzeichnenden negativen Performance bleibt es vorerst dabei, dass Bundesanleihen keine zufriedenstellende Alternative für Dividendentitel sind. Allerdings gilt dies nicht mehr für Treasuries mit Renditen oberhalb von 3%.

Der Startschuss für eine Schlussquartals-Rally wird in dem aktuellen Umfeld wahrscheinlich nicht so schnell fallen. Nach Ansicht der Commerzbank besteht das Risiko, dass der Dax zunächst unter die Marke von 12000 Zählern abtaucht und noch mal das Niveau um 11800 Punkten austestet. Der Dax leide derzeit unter fallenden Gewinn- und Dividendenerwartungen, und dieser negative Trend werde sich möglicherweise vor dem Hintergrund einer enttäuschenden Gewinnsaison für das dritte Quartal zunächst fortsetzen. Bei 11800 sieht das Institut den Index aus Bewertungsgründen mit einem gleitenden Zwölfmonats-KGV von 11,5 und einer Dividendenrendite von 3,5% stark unterstützt. Zudem verweist sie auf das nach wie vor solide Wachstum der Geldmenge M1, das ein guter Indikator für die Aktienmarktentwicklung ist.

Auch die Helaba ist für die nächste Zeit skeptisch. Sie verweist auf die Bewertung des US-Aktienmarkts. US-Aktien seien inzwischen teuer. Auf Basis der wichtigsten Kennziffern liege die Bewertung klar oberhalb des langfristigen Normalbandes. Für eine Phase steigender Leitzinsen sei dies ausgesprochen ungewöhnlich. In vergangenen Zyklen sei das KGV im Durchschnitt auf das Jahr umgerechnet um 10% zurückgegangen, so dass der S&P 500 in Zinserhöhungsphasen im Vergleich zu den Unternehmensgewinnen nur unterdurchschnittlich zugelegt habe. Für US-Aktien werde die Luft somit zunehmend dünner. Im Vergleich dazu wirkten europäische Dividendentitel allmählich wieder etwas attraktiver. Auch wenn der relative Vergleich damit für den Dax spreche, sei dennoch Vorsicht geboten. "Im Falle einer Korrektur an den US-Leitbörsen würden wohl auch hiesige Standardwerte in Mitleidenschaft gezogen."

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christopher Kalbhenn

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