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WAZ: Clinton bleibt im Spiel

Archivmeldung vom 24.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wieviel ist Hillary Clintons Wahlsieg in Pennsylvania wirklich wert? Um das zu verstehen, könnte man den amerikanischen Vorwahlkampf vielleicht am besten mit einem Tennis-Spiel vergleichen: Barack Obama hatte in Pennsylvania einen Matchball, er hätte ihn nur verwandeln müssen. Hillary Clinton hat den Matchball ziemlich souverän abgewehrt, sie bleibt also vorläufig im Spiel, ist von der endgültigen Niederlage aber nach wie vor nur ein paar Punkte entfernt.

Es war schon der vierte oder fünfte Matchball, den Obama vergeben hat, und ganz allmählich fragt sich das Publikum auf den Rängen: Was ist nur los mit dem Jungen? Warum verliert er immer wieder im entscheidenden Moment? Eine einfache Antwort gibt es nicht. Richtig ist aber, dass Obama sich mit bestimmten Wählergruppen besonders schwer tut: Gewerkschafter, Arbeiter und Katholiken können mit dem smarten Hoffnungsprediger wenig anfangen. Für die Demokraten sind aber gerade diese Wählergruppen besonders wichtig.

Hillary Clinton hofft, dass die Zweifel an Obama wachsen, dass die Partei Angst bekommt, mit ihm die Wahl zu verlieren, dass sie sich doch lieber dem bewährten Markennamen Clinton anvertraut. Obamas Niederlage in Pennsylvania bewirkt, für sich genommen, ein solches Umdenken nicht. Denn den politischen Überlegungen stehen auch pragmatische Argumente gegenüber: Obama hat mehr Staaten gewonnen, mehr Stimmen und mehr Delegierte. Ihm die Nominierung zu verweigern, wäre nur durch formale Finessen möglich und wäre ein Schlag ins Gesicht aller Schwarzen.

Deshalb warten die meisten darauf, dass sich Hillary Clinton zurückzieht oder dass Obama sie endlich bezwingt. Doch Hillary Clinton hat sich in Pennsylvania das Recht erkämpft, noch einmal weiterzumachen. Dass sie am Ende Obama schlagen kann, ist immer noch unwahrscheinlich. Andererseits kommt auch Obama nicht ohne die Stimmen der unabhängigen "Superdelegierten" aus, und bei der Wahl im November braucht er auch die Clinton-Anhänger.

Wie genau dieser Knoten zerschlagen werden kann, ist vorderhand nicht erkennbar. Eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag im Sommer ist aber immer noch unwahrscheinlich. Und die Sorge, dass die Demokraten mit diesem langen Zweikampf den Republikanern in die Hände spielen, ist vorläufig unbegründet. Bislang sichert das spannende Rennen den Demokraten eine Medienpräsenz und ein Spendenaufkommen nie zuvor gesehener Ausmaße.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Markus Günther)


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