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Börsen-Zeitung: Ohne Weitblick

Archivmeldung vom 05.07.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.07.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Nach vielen Warnstreiks, zähen Verhandlungen und der offenbar unvermeidbaren rhetorischen Folklore haben die Arbeitgeber des privaten und öffentlichen Bankgewerbes endlich einen gemeinsamen Nenner mit den Gewerkschaften gefunden. Angesichts des anhaltend hohen Kostendrucks insbesondere auf die privaten Banken könnten sich die Gewerkschaften für ihr Verhandlungsgeschick auf die eigenen Schultern klopfen.

Auch wenn die ausgehandelten 4% bei einer Laufzeit von 29 Monaten weit hinter der Eingangsforderung zurückbleiben, hätten die meisten mit einem ungünstigeren Ergebnis für die Beschäftigten gerechnet. Das ist der eine Teil der Wahrheit. In Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche greift die auf den finanziellen Vorteil des Einzelnen beschränkte Sicht jedoch zu kurz. Während die Geldhäuser versuchen, sich für den Angriff branchenfremder Wettbewerber auf ihr angestammtes Geschäft zu wappnen, vergeuden die Tarifparteien Monate mit Feilschen um höhere Gehälter und freie Tage.

Dem bisschen Digitalisierung, dem sich der Sektor in den kommenden 29 Monaten möglicherweise stellen muss, hofft man, mit dem Anspruch auf ein jährliches Qualifizierungsgespräch begegnen zu können. Wenn dieses ergibt, dass der bewährte Mitarbeiter den neuen technologischen Anforderungen nicht mehr genügt? Pech gehabt! Sollte das bestehende Weiterbildungsbudget nichts mehr hergeben, darf der Beschäftigte das Wissen um die eigene Unzulänglichkeit gratis mit nach Hause nehmen. Weitblick sieht anders aus.

Selbst die Versicherungsbranche ist schon weiter. Obwohl die Bedrohung von Arbeitsplätzen hier noch weit abstrakter erscheint, einigten sich die Tarifparteien bereits vor zwei Jahren auf ein Paket, das nicht bei der Identifikation des Bedarfs stehenbleibt, sondern eigene Budgets beinhaltet, um möglichst viele Beschäftigte in die digitale Zukunft mitzunehmen.

Man mag argumentieren, dass den Banken das Wasser heute höher steht. Ein Blick in den aktuellen Abschluss offenbart jedoch auch, dass die Verhandlungsparteien sich mal wieder vor allem an den Fragen von gestern abgearbeitet haben. So lässt sich etwa die unter vielen Vorbehalten eingeführte Erprobung einer befristeten Übernahmeregelung für Auszubildende zwar prima als gesellschaftlich wertvolles Verhandlungsergebnis vermarkten. Wer die Probleme bei der Suche nach geeignetem Nachwuchs kennt, weiß aber, dass die Banken schon aus Eigeninteresse tunlichst versuchen, die Digital Natives an sich zu binden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Anna Sleegers

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