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WAZ: Obama und die Ölpest - Vorschnelle Entwarnung

Archivmeldung vom 06.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Alles halb so schlimm? Die Eile, mit der die US-Regierung jetzt Entwarnung im Golf von Mexiko verkündet, ist verdächtig. Kaum ist es nach vielen vergeblichen Versuchen offenbar gelungen, die leckende Ölquelle in 1500 Metern Tiefe auf Dauer zu verschließen, werden auch die Folgen dieses größten Umwelt-Desasters in der US-Geschichte schon wieder kleingeredet. Präsident Obama braucht angesichts bröckelnder Umfragewerte dringend Erfolgsmeldungen.

Doch Misstrauen ist angebracht, wenn ausgerechnet jene Regierungsbehörde beruhigende Parolen verkündet, die sich noch zu Beginn der Ölpest vorhalten lassen musste, die Menge des austretenden Öls sträflich zu unterschätzen. Und selbst wenn stimmen sollte, dass sich der übergroße Teil des ausgetretenen Öls im warmen Golfwasser inzwischen weithin verflüchtigt haben sollte oder sonstwie aufgefangen werden konnte, bleibt festzuhalten: Die Restmenge, die im Golf treibt, ist noch immer fünf Mal größer als die Ölpest, die die "Exxon Valdez" 1989 vor Alaskas Küste, bislang der Maßstab aller US-Umweltkatastrophen, ausgelöst hatte.

Einfach weg, ohne Spuren zu hinterlassen, ist ohnehin nichts. Das Öl, betonen Wissenschaftler, hat nur seine Form verändert. Welche Folgen das für die Natur und das Ökosystem im Golf von Mexiko hat, wird sich wohl erst in Jahren zeigen. Nie zuvor waren im Kampf gegen eine Ölpest zudem derartige Mengen an Chemikalien eingesetzt worden. Rund sieben Millionen Liter an giftigen Lösungsmitteln, vielleicht mehr, hat BP über dem Golf verteilt, um die zähe Brühe auf der Wasseroberfläche aufzulösen. Dass die US-Umweltbehörde aus Sorge vor den Langzeitfolgen den massiven Einsatz beschränkte, störte BP nicht. Fehlende Genehmigungen holte sich der Konzern auf kurzem Dienstweg einfach von der US-Küstenwache. Wie viel Öl sich auf dem Meeresgrund absetzte, unter Wasser weitertreibt und in Fischmägen verschwindet, weiß ohnehin niemand.

Es ist zu früh, um sich nun entspannt zurückzulehnen. Doch dass genau dies geschieht, lässt sich zumindest für die USA wohl schon jetzt voraussagen. Groß ist dort noch immer die Empörung über BP. Aber kaum jemand stellt bis heute die Notwendigkeit der Tiefsee-Bohrungen infrage. Amerikas Lebensstil basiert auf billigem Öl, billigem Benzin. Selbst in den betroffenen Küstenregionen war der Widerhall gering, auch nur für einige Zeit die riskanten Bohrungen auszusetzen. Obama muss sich vorhalten lassen, diese Katastrophe und die Empörung über das rücksichtslose Gebaren der Ölmultis nicht genutzt zu haben, um die Förderung erneuerbarer Energien in den USA auch tatsächlich energisch voranzutreiben.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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