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Börsen-Zeitung: Bernotats cleverer Deal

Archivmeldung vom 29.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit dem Verkauf der Hochspannungsnetze schlägt Eon-Chef Wulf Bernotat zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen stellt die EU-Kommission ihr Kartellverfahren im Strombereich ein. Damit kommt der deutsche Marktführer aus der energiepolitischen Schusslinie und muss aus Brüssel keine potenziell milliardenschwere Kartellbuße mehr fürchten.

Zum anderen trennt sich Eon von einem Geschäft, dessen betriebswirtschaftliche Attraktivität ohnehin stark nachgelassen hatte.

Jedes Jahr aufs Neue kürzt die Bundesnetzagentur die Netzentgelte. Trotzdem stehen demnächst Milliardeninvestitionen in die Stromautobahnen an, weil die geplanten riesigen Windparks vor der Nordseeküste mit dem Süden des Landes verbunden werden müssen. Soll sich doch jemand anderes damit herumschlagen, wird sich Bernotat gedacht haben. Das große Geld wird ohnehin längst in der Erzeugung verdient - und nicht im Transport oder beim Vertrieb an die Endkunden; deshalb prüft Eon auch einen Verkauf der Stadtwerketochter Thüga. Ohne Übertragungsnetze kann der Konzern allemal höhere Margen ausweisen, er behält zugleich das wichtigere Geschäft mit örtlichen Verteilnetzen.

Etwas schmerzlicher als der Verkauf der Netze ist dagegen die Trennung von 8% der gesamten Kraftwerkskapazität, die zum Kompromisspaket gehört. Aber den Verkaufserlös daraus sowie aus dem Netzverkauf kann Eon in neue Kraftwerke im Ausland stecken. Mit einem Investitionsprogramm von 60 Mrd. Euro hat sich der Konzern ohnehin schon zum europäischsten Energieunternehmen mit Positionen in 26 Ländern gemausert. Das stark regulierte Deutschland-Geschäft verliert da von Monat zu Monat an Bedeutung.

Richtig schwierig wird es für alle Beteiligten erst, wenn der Verkauf des Hochspannungsnetzes tatsächlich eingeleitet wird. Denn die Bundesregierung fühlt sich durch den unabgesprochenen Kompromiss düpiert. Berlin wird - insbesondere nach der geplanten Verschärfung der Eingriffsmöglichkeiten auf Basis des Außenwirtschaftsgesetzes - nicht jeden Investoren akzeptieren. Zumal fraglich ist, ob etwa eine australische Macquarie oder eine Gazprom tatsächlich ausreichend in die Netze investieren. Nicht zuletzt wird umgekehrt auch der Käufer Sicherheiten verlangen, wenn es um die künftige Regulierung der Erträge aus den Netzen geht.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Christoph Ruhkamp)

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