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Westdeutsche Zeitung: Der Niedergang eines Mediums

Archivmeldung vom 24.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Familienministerin Ursula von der Leyen hat kürzlich gesagt, was sie vom Fernsehen hält: Es mache "dick, dumm, traurig und gewalttätig". Tatsächlich setzen Privatsender ihrem Publikum im Würgegriff der Quote eine Mixtur des Grauens vor, und die Öffentlich-Rechtlichen kontern nicht etwa mit Qualität, sondern mit einer Rosamunde-Pilcherisierung ihrer Inhalte.

Doch die Sender haben ihre Rechnung ohne die jüngeren Generationen gemacht, die das Geflimmer auf 40 Kanälen zunehmend mit Missachtung strafen. Ursache dafür ist allerdings nicht allein das bis auf Ausnahmen unterirdische Niveau der Programme: Ursache ist auch, dass das Fernsehen sich auf Dauer abnutzt, weil es dem natürlichen Kommunikationsverhalten des Homo sapiens widerspricht. Menschen sind Sozialwesen und wollen Informationen auf Dauer nicht konsumieren, sondern austauschen. Sie wollen sich keinem Diktat der Themen beugen, sondern ihre Inhalte selbst bestimmen. Sie wollen lesen, was sie interessiert. Sie wollen sich vor einer Öffentlichkeit darstellen - redend, schreibend, fotografierend, filmend oder musizierend. Sie wollen keine Zuschauer sein, sondern aktive Mediennutzer. Im kommenden Jahrhundert werden die Erdenbürger kopfschüttelnd auf die TV-Epoche als ein Zeitalter der Passivität blicken, in dem Millionen allabendlich in Duldungsstarre verfielen, ihr Gehirn auf Stand-by schalteten und sich einer irrwitzigen Zeitvernichtung hingaben. Ausgerechnet die Generationen, die nie eine Welt ohne Privatfernsehen kennenlernten, werfen die Dinosaurier nun aus dem Wohnzimmer und laden sich Inhalte nach persönlichem Geschmack auf ihre Laptops. Nicht die Filme verbannen sie aus unserer Kultur, sondern deren starre, in Programmformate gegossene Anordnungen. Die Zukunft der Medien hat begonnen, und sie ist bunt und vielseitig: Während das geschriebene Wort als Klassiker unter den Informationsvermittlern seine Bedeutung wahrt, entwickelt sich das Internet zum sozialen Kosmos und das Mobiltelefon zum multimedialen Kommunikator. Dem ausgelaugten Fernsehen wird als kommunikative Einbahnstraße auf Dauer nur eine Nische bleiben. Wir sollten darüber nicht allzu traurig sein.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Christoph Lumme)


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