Gilles Deleuze in der Unterwelt: Ein Philosophen-Comic
“Die Lyrische Beobachtungsstelle” von Paul Clemente: "Comics in Deutschland zu etablieren – das war ein langer, steiniger Weg. Anders in Belgien: Das besitzt seit 1989 ein Comic-Museum. Und in manchem Brüsseler Hotel sind die Zimmerwände mit Cartoons geschmückt. Oder Japan: Da gehören Mangas zur morgendlichen U-Bahnlektüre wie hierzulande die Zeitung. Noch in den Siebzigern galten Comics in der Bundesrepublik als jugendgefährdend, als Sprachvernichter. Eine Feindbild-Funktion, die im folgenden Jahrzehnt die VHS-Cassette übernahm. Derweil steigt die Akzeptanz von Comics. Deutliches Signal: Deren Umbenennung in „Graphic Novels“. Klingt doch gleich seriöser. Dennoch: Das Wissen über diese Kunstform, ihre Genres und Stilrichtungen sind außerhalb der Fan-Szene unbekannt."
Clemente weiter: "Haben Sie beispielsweise vom Comic-Journalismus gehört? Der blüht schon seit drei Jahrzehnten: Zeichner wie Joe Sacco oder Guy Delisle streifen seit den Neunzigern durch Konfliktgebiete wie Sarajevo, Gaza oder die exotische Stadt Pjöngjang. Anschließend zeichnen sie ihre Impressionen.
Mancher Cartoonist malt Graphic Novels über die Abgründe der Geschichte: Etwa der New Yorker Art Spiegelman über Auschwitz und der Italiener Igort über Stalins Hungerterror gegen selbständige Bauern. Auch Biographien über Künstler, Dichter oder Philosophen lassen sich via Bildgeschichte vermitteln. Egal, ob Goethe, Nietzsche, Andy Warhol, Nick Cave, Hannah Arendt, Kiki de Montparnasse, Isadora Duncan oder Karl-Heinz Stockhausen. Stilistisch reichen sie vom Realismus früher Buchillustrationen bis hin zum komplexen Form-Experiment...[weiterlesen]
Quelle: apolut von Paul Clemente