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Börsen-Zeitung: Run auf Aktien

Archivmeldung vom 27.01.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der Januar 2018 wird sehr wahrscheinlich als einer der besten Jahresauftaktmonate der globalen Aktienmärkte in die Geschichte eingehen. In Asien, Europa und Nordamerika haben führende Indizes nach dem bereits guten Jahrgang 2017 zum Teil deutlich weiter zugelegt. Damit haben sie ihre Rekordjagd fortgesetzt oder zumindest - wie etwa der Nikkei - die höchsten Niveaus seit vielen Jahren erklommen.

Treiber der Entwicklung ist die sich weiter verbessernde Entwicklung der Weltwirtschaft und damit auch der Unternehmensgewinne. Gleichzeitig bieten sich Anleihen angesichts niedriger Renditen nach wie vor nicht als passable Alternative für Dividendentitel an, wobei sich dies am US-Markt allerdings zu verändern beginnt.

Unter diesen positiven Vorzeichen verstärkt sich unter Marktteilnehmern und Analysten die Diskussion über die Dauer des Bullenmarkts. Wie lange noch? Wie groß ist das Risiko, dass in nicht allzu ferner Zeit ein Bärenmarkt starten könnte? Immerhin ist der Bullenmarkt nahezu neun Jahre alt und damit einer der längsten der Geschichte. Gleiches gilt für den Konjunkturzyklus in den Vereinigten Staaten, den Taktgeber der Weltwirtschaft. Auch er befindet sich damit in einem fortgeschrittenen Stadium.

Sorgen schüren auch die Bewertungen der Aktienmärkte vor allem in den USA. Geradezu gruselig wird es, wenn Mittelwertrückkehr unterstellt wird. Auf Basis der mit historischen Daten belegten Erkenntnis, dass die traditionellen Asset-Klassen der entwickelten Volkswirtschaften über kurz oder lang zu ihrem Mittelwert zurückkehren, errechnete die Deutsche Bank für US-Aktien für die kommenden drei Jahre einen durchschnittlichen Negativertrag von 20,8 Prozent.

Aus Sicht der Investoren zeigt die Long-Term-Asset-Return-Studie der Bank aber noch ein weiteres Problem auf. Sie wurde am 18. September 2017 veröffentlicht, und seitdem hat der S&P 500 weiter kräftig zugelegt. Weder hohe Bewertungen noch bereits beträchtliche Längen lassen zuverlässig auf ein baldiges Ende eines Aufwärtszyklus am Aktienmarkt schließen. Mit anderen Worten: Das Timing-Problem können sie den Investoren nicht abnehmen. Zumal die globale Geldpolitik den Ausblick zusätzlich nebulös macht. Die monetären Stützungsmaßnahmen sind in ihrem Ausmaß einzigartig, und somit liegen auch für die Einschätzung der Folgen des eingeleiteten Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik keine historischen Präzedenzfälle vor.

Kaum ein Haus traut sich, eine konkrete, mit entsprechenden Indexangaben versehene Prognose über den nächsten Abschwung zu geben. Eine Ausnahme ist die Société Générale. Sie prognostiziert den S&P 500 zum Jahresende mit 2.500 und per Ende 2019 mit 2.000, womit der Index in den kommenden 23 Monaten kräftig einbüßen würde. Die Prognose per Ende 2019 für den Dax lautet auf 11.000 Zähler. Ferner prognostiziert das Institut, dass sich das Wachstum der USA im kommenden Jahr auf 1,2 Prozent halbieren und im Jahr 2020 nur noch 0,6 Prozent betragen wird.

Die Mehrheit der Finanzinstitute prognostiziert weitere Kursanstiege in diesem Jahr, auch wenn einige Häuser dazu übergegangen sind, sich angesichts der erreichten Kurshöhen und Bewertungen etwas vorsichtiger zu äußern. Die Optimisten können sich neben dem Mangel an Anlagealternativen vor allem auf die gegenwärtig positive Dynamik des Wachstums der Wirtschafts- und der Unternehmensgewinne stützen.

Allerdings müssen auch die Optimisten auf die Anlegerstimmung schauen. Denn hier scheint sich etwas zusammenzubrauen, das über kurz oder lang zumindest in eine deutlichere Korrektur münden könnte. Zum Jahresauftakt hat sich eine sehr zuversichtliche, nach Auffassung von manchen auch sorglose beziehungsweise selbstgefällige Stimmung eingestellt. Überschäumender Optimismus, der Böses ahnen lässt? Vor allem die Mittelzuflüsse der Fonds verdienen in dieser Hinsicht Beachtung. Laut dem Datenanbieter EPFR sind den Aktienfonds in der Woche auf den 14. Januar weltweit per saldo 33,2 Mrd. Dollar zugeflossen. Die Behauptung, dass viele Anleger immer noch so skeptisch seien, dass die Stimmung als positiver Indikator für den Aktienmarkt betrachtet werden könnte, lässt sich angesichts des Runs auf Aktien nicht mehr aufrechterhalten.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christopher Kalbhenn

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