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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Arcandor

Archivmeldung vom 03.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Seit Rüdiger Günther den Chefsessel beim Harsewinkeler Landmaschinenhersteller Claas aufgeben musste, zeigt er ein Händchen für »unmögliche« Aufgaben: zunächst bei Infineon und nun als Finanzvorstand beim Einzelhandels- und Touristikkonzern Arcandor.

Die Banken sind wieder einmal wenig geneigt, die Kreditlinien zu verlängern bzw. der früheren Karstadt-Quelle AG mit neuen Darlehen unter die Arme zu greifen. Das Problem ist nicht neu. Schon unter Ex-Vorstandschef Thomas Middelhoff stand der Konzern deshalb kurz vor der Insolvenz. Damals war es allerdings noch verpönt, den Staat um Hilfe anzugehen. Heute scheint jeder Manager eines größeren Konzerns die Nummer des Bundeswirtschaftsministers in seinem Handy gespeichert zu haben - und gleich danach die Nummer des SPD-Kanzlerkandidaten für den Fall, dass Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg sich störrisch zeigen sollte. Einen Staatskredit von mehr als 200 Millionen Euro fordert Middelhoffs Nachfolger Karl-Gerhard Eick, zuzüglich einer Bürgschaft über 650 Millionen Euro. Als Argument dient wie immer der Arbeitsmarkt. Sind, so wird gefragt, 50 000 Arcandor-Arbeitsplätze weniger wert als 26 000 Jobs bei Opel? Die Frage ist allerdings falsch gestellt. Richtig wäre: Ist ein Arbeitsplatz bei Karstadt mehr wert als bei Galeria Kaufhof, Edeka, Rewe oder in einem ECE-Center wie dem Oeynhausener Werrepark? Für all diese verschlechtert sich die Wettbewerbssituation, wenn der Staat einseitig zu Gunsten von Karstadt eingreift. Das Argument, ohne das traditionelle Kaufhaus würde die City veröden, hat in den achtziger und neunziger Jahren gezogen. Heute zöge es eventuell noch in Kleinstädten. Da hat sich Karstadt aber längst zurückgezogen. Man übergab die Kaufhäuser an Hertie - und damit in die Insolvenz. In den Mittel- und Oberzentren aber ist das Kaufhaus nicht Opfer der Krise, sondern des Wettbewerbs. Die zum Otto-Konzern gehörende Investment-Gesellschaft ECE hat, nachdem sie mit Einkaufszentren auf der grünen Wiese auf Widerstand gestoßen ist, die Innenstadt für sich entdeckt. Dabei findet der Konzern erstaunlich gute Lösungen, um alte Bausubstanz neu zu nutzen oder neue Bauten städtebaulich sinnvoll in bestehende Komplexe einzugliedern. Neue Projekte von Saarbrücken über Oldenburg bis Bielefeld zeigen: ECE setzt weiter auf Wachstum im Handel. Auf der anderen Seite wird das Kaufhaus à la Karstadt ebenso von Modehäusern wie H & M und Zara bedrängt. Auch das innerstädtische Fachgeschäft behauptet sich gut. Man kann das Kaufhaus ob der Konkurrenz bedauern. Aber schließlich sind die Kaufhäuser selbst dadurch groß geworden, dass sie im ausgehenden 19. Jahrhundert andere Formen des Handels verdrängten. Handel ist Wandel. Das war so. Und das soll so bleiben. Vielleicht eröffnet eine Fusion von Karstadt und Kaufhof dennoch eine Chance, dass das Kaufhaus nicht ganz aus dem Stadtbild verdrängt wird.

Quelle: Westfalen-Blatt

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