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WAZ: Abbau im Revier

Archivmeldung vom 18.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer hätte das gedacht: Die steigenden Preise für Rohstoffe und Energie bieten den Parteien unverhofft ein Thema zur Mobilisierung ihrer Klientel. Was im Bund die Auseinandersetzung ums Atom ist, wird in NRW die um die Kohle sein.

Seit sich Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) so weit links aufgestellt hat, dass die SPD kaum noch an ihm vorbei kommt, ohne die Linke zu touchieren, ist die Kohlepolitik eines der letzten verbliebenen Themen mit SPD-Markenkern. Je stärker die Preise für Kohle auf dem Weltmarkt steigen, desto plausibler erscheinen die Argumente für den Erhalt des Bergbaus. Der Schein trügt.

Selbst ein Abbau von Kokskohle, wie er vom Bergwerk Prosper geplant ist, taugt nur eingeschränkt zur Befeuerung der Hoffnung, der Kohlebergbau im Revier habe eine Chance aufs Überleben. Entscheidend sind nicht die enorm gestiegenen Börsenpreise für Kokskohle im Zuge des Weltwirtschaftsbooms und der Stahlnachfrage, sondern die Investitionsrechnungen. Selbst bei einem aktuellen Börsenpreis von 240 Euro je Tonne Kokskohle und den derzeitigen Förderkosten von 175 Euro je Tonne im Bergwerk Prosper-Haniel würde sich ein Privatinvestor nicht engagieren.

Jeder Investor würde seine Entscheidung von den Kostenstrukturen der Konkurrenz abhängig machen. Die Kokskohle-Unternehmen aus Australien, USA und Kanada fördern dank vorteilhafter geologischer Verhältnisse die Tonne zu Kosten zwischen 30 und 70 Euro. Hinzu kommen 50 Euro für den Transport. Selbst unter den besten Annahmen für die hiesige Kokskohle liegt der Kostennachteil bei einem Drittel. Auch wenn's schwer fällt: Dieses Drittel ist für den Kokskohlebergbau hier zu Lande entscheidender als der Börsenpreis. Das ist der Grund, weshalb die Stahlkonzerne eben nicht Schlange stehen, um sich hier Kokskohlen zu sichern. Noch gar nicht im Kalkül enthalten: Was geschieht mit einer auf Jahrzehnte angelegten Investition, wenn die Konjunktur abflaut, der Kokskohlepreis ins Rutschen gerät und da landet, wo er einst war? Pleiten wären die Folge. Zugegeben: Solche Argumente taugen nicht für Wahlkämpfe. Eine seriöse Betrachtung der Kohle-Frage muss sie aber wägen. NRW zahlt ab 2014 keinen Euro Subventionen mehr für die Kohle, und das ist richtig so. 130 Milliarden sind in den Bergbau geflossen, und damit nicht in Bildung oder Forschung.

Eine Frage rund um Energie und Rohstoffe ist damit noch nicht beantwortet: Wie soll sich Deutschland oder die EU verhalten, wenn sich enorm potente Staatswirtschaften wie China und Russland in Nigeria oder Iran auf Jahrzehnte mit Öl eindecken? Bislang schaut man staunend zu.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Thomas Wels)

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