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Leipziger Volkszeitung zu 60 Jahre Marktwirtschaft

Archivmeldung vom 20.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was für ein Paradoxon. Angesiedelt zwischen ökonomisch herunterziehendem und gleichmacherischem Sozialismus sowie ungezähmtem Kapitalismus ist die soziale Marktwirtschaft in Kombination mit der Demokratie das erfolgreichste gesellschaftspolitische System in der deutschen Geschichte. Dennoch verliert es in der Bevölkerung sechs Jahrzehnte nach Einführung der D-Mark und Freigabe der Preise in der Bundesrepublik massiv an Rückhalt.

Dabei berufen sich, abgesehen von der Linken, alle maßgeblichen Parteien auf Ludwig Erhard, den Vater der sozialen Marktwirtschaft. Der Widerspruch ist leicht erklärbar: Für viele Politiker steht Erhard heute für den Weihnachtsmann der Nachkriegszeit, der nichts anderes zu tun hatte, als den Deutschen ihre vollgeschriebenen Wunschzettel mit sozialen Forderungen zu erfüllen. Das ist eine Vergewaltigung der Ideen des Zigarre rauchenden Wirtschaftsprofessors und Kanzlers. Der propagierte zwar den "Wohlstand für alle", mahnte aber gleichzeitig, ohne freien Wettbewerb sei dies nicht zu haben. Erhard setzte sich für eine soziale Grundsicherung ein und forderte ansonsten, Leistung müsse sich lohnen. Einen aufgeblähten Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, hatte er nicht im Sinn, er hielt ihn für systemwidrig. Über Jahrzehnte bauten Erhards selbst ernannte Erben staatliche Reglementierungen und Sozialleistungen zum Nachteil wirtschaftsdynamischer Marktmechanismen aus. Das hat lange funktioniert. Die soziale Marktwirtschaft war der überlegene westdeutsche Trumpf in der ideologischen Konfrontation der bipolaren Welt und ermöglicht seit dem Fall der Mauer die Finanzierung der Einheit. Doch heute, angesichts einer Globalisierung, die auf nationale Eigenheiten keine Rücksicht nimmt, droht die soziale Marktwirtschaft an ihrem eigenen Erfolg, den sie unzweifelhaft bis auf den heutigen Tag hat, zu scheitern. Soll das Erfolgsmodell langfristig überleben, muss die Rolle des Staates zurückgedrängt werden. Grundsicherung statt Vollkasko, sollte es wieder heißen. Doch weil die Politik den Namen Erhards missbraucht und immer neue Wohltaten verspricht, steigt die Frustration in der Bevölkerung, wenn die am Ende nicht in erhoffter Größenordnung geliefert werden können. Und sogar bei Lieferung tritt der Effekt ein, weil sofort neue Gerechtigkeitslücken entdeckt und propagiert werden. So werden 60 Jahre Erfolg von vielen als das Gegenteil empfunden. Wer die soziale Marktwirtschaft als Rückgrat der Demokratie brechen will, muss nur eins tun: sie bis zur Lähmung überfordern.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Bernd Hilder)


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