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Börsen-Zeitung: Aus feindlich wird freundlich

Archivmeldung vom 20.07.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.07.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

So schnell können sich die Dinge ändern: Noch im Mai hatte sich Innogy-Vorstandschef Uwe Tigges geweigert, seinen eigenen Aktionären die Annahme der 22 Mrd. Euro schweren Eon-Offerte zu empfehlen. Eine abschließende Beurteilung der relativen Höhe des Angebots sei aufgrund von nichtöffentlichen Vereinbarungen zwischen Eon und RWE nicht möglich. Der Innogy-Chef hatte eine Drohkulisse aufgebaut, um möglichst gute Konditionen für seine Leute auszuhandeln für die Zeit, wenn künftig 5000 von 70000 Stellen im neuen Eon-Konzern wegfallen sollen.

Diese Konditionen hat er erreicht. Nun will Tigges die zügige Umsetzung der geplanten Transaktion unterstützen. Von dem Gasnetz in Tschechien, das Eon gern mit übernehmen will und das Innogy als Nickeligkeit vor Abschluss des Deals an Macquarie hätte verkaufen können, ist nicht mehr die Rede. Eon will nun bei der Übernahme, die aber dennoch kein Zusammenschluss zweier Gleicher ist, die "Mitarbeiter fair und möglichst gleich behandeln" und verzichtet auf betriebsbedingte Kündigungen. Auch sind "Prinzipien und Auswahlprozesse zur fairen Besetzung von Top-Führungspositionen vereinbart".

Einerseits handelt Eon-Chef Johannes Teyssen mit den Zugeständnissen klug. Da der Prozess der Übernahme noch bis Ende 2019 läuft, wäre er sonst Gefahr gelaufen, dass seine künftige Tochter Innogy auf dem Weg an Wert verliert. Es wäre schwer geworden, für Innogy neue Mitarbeiter anzuwerben, und viele der Besten wären angesichts der Unsicherheit davongelaufen.

Andererseits zahlt Teyssen auch einen hohen Preis für die Einigung. Die Zugeständnisse an die Innogy-Mitarbeiter werden zu gleich hohen Forderungen der Arbeitnehmervertreter bei Eon und RWE führen, die noch in die rechtliche Form eines Tarifvertrages gegossen werden müssen. Ob Eon danach noch in der Lage sein wird, den Aktionären die versprochenen Synergien von bis zu 800 Mill. Euro zu liefern, wird sich ab 2020 zeigen. Die Zweifel der Investoren schlagen sich derzeit schon im stagnierenden Aktienkurs nieder.

Das Risiko von Querschüssen durch das Innogy-Management ist jedenfalls deutlich geringer geworden. Das ist nicht zuletzt für die noch anstehenden kartellrechtlichen Genehmigungen von Bedeutung. Für Eon rückt ein Beherrschungsvertrag in den Fokus. In Kürze erhält Eon voraussichtlich den größten Teil des Innogy-Streubesitzes von 23%. Bis Mitte 2019 folgen dann die 77%, die RWE noch hält. Es wirkt derzeit nicht so, als könnte noch irgendetwas den fahrenden Fusionszug aufhalten - außer vielleicht die Kartellwächter.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christoph Ruhkamp

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