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Börsen-Zeitung: Falscher Fokus in Japan

Archivmeldung vom 01.09.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zum zweiten Mal in zwei Jahren droht Japan das Opfer globaler Konjunkturängste zu werden. Wieder flüchten internationale Anleger aus Angst vor einem weltweiten Abschwung in Yen und verringern dadurch die Auslandsgewinne und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Japan AG. Wenn ihre Auslandsmärkte schwächeln, leidet Japans exportabhängige Wirtschaft daher gleich doppelt.

Der Einfluss der Bank von Japan und der Regierung auf diese Entwicklung ist jedoch gering. Trotz eines neuen Kredittopfs sowie einer Extra-Konjunkturspritze stieg der Yen am Dienstag auf ein neues 15-Jahres-Hoch zum Dollar. Selbst einseitige japanische Dollar-Käufe am Devisenmarkt dürften die Yen-Hausse kaum beenden, solange die anderen Zentralbanken keine Schützenhilfe leisten und die Fed in den USA aggressiv den Geldhahn aufdreht.

Tokio scheint daher nichts anderes übrig zu bleiben, als dem bösen Spiel weitgehend tatenlos zuzusehen. Es kann die Yen-Aufwertung lediglich durch verbale Drohungen bremsen. Letztlich müssen Politiker und Währungshüter darauf hoffen, dass die Auslandsnachfrage stark genug bleibt, um eine Double-Dip-Rezession zu verhindern. Für diesen Ernstfall wollen die Verantwortlichen ihr Pulver trockenhalten. Die Klagen aus der Wirtschaft sind ohnehin übertrieben, weil der Yen effektiv gar nicht mehr so teuer ist wie etwa in den neunziger Jahren.

Doch der Fokus in Japan ist falsch: Statt auf die Währung sollte Tokio auf die Deflation blicken. Die japanische Toleranz für diese ökonomische Krankheit ist das größte Hindernis für nachhaltiges Wachstum. Die Deflation stärkt die Kaufkraft von Bargeld-Besitzern, sie liegt damit im Interesse der vielen Senioren in der alternden Gesellschaft. Doch ihr Zugewinn geht auf Kosten der Firmen, ihrer Aktionäre und Mitarbeiter, die Bargeld verdienen müssen.

Langsam wächst diese Einsicht auch in Japan selbst. Ein überparteiliches Bündnis im Parlament möchte der Bank von Japan per Gesetz ein Inflationsziel verordnen. Sie würde zwar ihre politische Unabhängigkeit verlieren. Aber das wäre die gerechte Strafe für ihre halbherzige Geldpolitik der letzten Jahre. Die Rückkehr zur Inflation wäre für Japans Wirtschaft gesund. Vielleicht würde dies auch den Yen schwächen. Aber für Japans Zukunft ist der Wechselkurs letztlich nicht der entscheidende Faktor.

Quelle: Börsen-Zeitung

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